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51° 23' 49'' N, 12° 24' 4'' E
Heiß kann der Kopf schon werden im Menschengetümmel und vor Büchertürmen. Braucht die Welt noch ein Buch mehr, fragt sich die Autorin und lässt sich mitziehen, an Ständen und an Plakaten, an spitzohrigen Elben und pelzigen Chewbaccas vorbei. Bunt ging es zu auf der Messe, Büchern und Fantasiegestalten dürfte noch ein langes Leben beschieden sein — in allen möglichen Formen, traditionell, graphisch erweitert, digitalisiert und hörbar gemacht.
Was bleibt von allen Eindrücken? Worte über Kunst und das Schreiben, die auf einer Messe und auch generell in unserer von Markt beherrschten Welt selten und kostbar sind, an die Mann und Frau sich ab und zu erinnern sollten — Sinn und Zweck von Kunst ist die Schönheit oder prosaischer:„It won’t get you rich and it won’t get you laid”, sagt Scott McCloud, Autor einer Graphic Novel. Stimmt für die meisten unter uns, aber Reichtum und Sex sind nicht alles, es gibt auch die tiefe Befriedigung im Schaffen. Nun ja, nicht jeden Tag, aber immer wieder. Und einiges davon präsentiert sich dann auf der Messe.
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54° 15' 54'' N, 13° 10' 50'' E
Märchenblau verwunschen ist die Ostsee an diesem Wintertag, an dem der Himmel ebenso blau strahlt und man fast an Frühling denken könnte, wenn da nicht die leeren Dalben im Wasser und die vollen Gerüste an Land wären. Schon einmal waren wir im Winter am Strelasund und am Greifswalder Bodden. Mehr als zehn Jahre ist das her.
Zum Segeln gibt es an der deutschen Ostseeküste kein besseres Revier — am Wochenende der geschützte Bodden und die Sunde, viele Häfen auf Rügen und Hiddensee, dazu Greifswald, und wenn man länger Zeit hat, sind auch das Stettiner Haff oder Bornholm, sind Polen, Dänemark oder sogar Schweden nicht weit. Fast immer geht ein Wind, doch vor allzu heftigem Wetter ist man zwischen Inseln und Festland geschützt. Nur vor den Flachgebieten muss man sich hüten, um nicht auf Grund, den Bodden, zu laufen. Aber das hatten wir ja nicht vor, suchten einen Liegeplatz für unser Boot an jenem Wochenende. Gleich in den ersten Hafen haben wir uns verliebt: Neuhof, über eine Holperstraße mit vielen Schlaglöchern zu erreichen, mit Blick auf Rügen, abseits von allem. Ja, sagten wir uns auf der neu gebauten Terrasse des noch geschlossenen Restaurants, hier würden wir gerne Stunden, Tage und sogar Wochen verbringen. Was wir dann auch getan haben, fünf Jahre lang, allein und mit Freunden, vor und nach langen Sommertörns und an vielen, vielen Wochenenden.
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52° 31' 7'' N, 13° 21' 53'' E
Mein Lieblingssektion auf der Berlinale sind die Kinder- und Jugendfilme. Nicht nur, weil die meisten dieser Filme nie bei uns ins Kino kommen, und die Berlinale eine fantastische Gelegenheit ist, sie doch zu sehen und zu entdecken, nicht nur, weil die engagierten Filmemacher und Schauspieler sich nach jeder Vorstellung den Fragen des Publikums stellen, und nicht nur, weil eben dieses Publikum mit Feuereifer dabei ist und dabei sein kann bei 2 - 4 € Eintritt, sondern auch, weil es mitreißendes Kino ist.
1 — You’re ugly, too. Ein Kinderfilm aus Irland, eine schwierige Annäherung zwischen Nichte und Onkel in einem Trailerpark in Irlands mittleren Westen. Das Mädchen muss den Tod der Mutter verwinden, der Onkel ist auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden, um für sie zu sorgen. Ist es der Richtige dafür? Der Film gibt keine klare Antwort, eine der Stärken neben einer scharfzüngigen kleinen Hauptdarstellerin, einem klugen Blick auf Menschen im Übergang und einem sehr spezifischen Humor. Den Anstoß zum Film gab übrigens die Mutter des Hauptdarstellers, die ihn gerne einmal in einer netten Rolle sehen wollte. Wunderbar.
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52° 30' 33'' N, 13° 22' 33'' E
Immer wieder beeindruckend: die vielen Menschen, die vollen Kinosäle, die (meistens vorhandene) Geduld, die Begeisterung. Mittendrin im Sog, im Rausch.
1 — Love and Mercy: Was wäre, wenn er eines Tages, die Musik nicht mehr im Kopf hören würde, fragt der Mann am Klavier. Sehr jung sieht er aus. Natürlich kenne ich die Hits der Beach Boys, obwohl sie in meiner Jugend schon nicht mehr cool waren, „Good Vibrations” ist zeitlos. An Fotos mit Surfern in kurzen Hosen kann ich mich auch noch erinnern. Die Musik im Kopf ist Brian Wilson geblieben, allerdings gesellten sich auch Stimmen dazu. Paul Dano spielt ihn auf dem Höhepunkt der Karriere in den 60er, John Cusack ist der Musiker Anfang der 90er, abgeschirmt von der Außenwelt durch einen Psychiater, unter Medikamenten, auf Rettung hoffend. Musikgeschichte — im Abspann singt Brian Wilson selbst „Love and Mercy” auf einem Konzert im neuen Jahrtausend. Und dann kommt er auch persönlich auf die Bühne, schließlich ist es eine Gala — und alle stehen auf, applaudieren dem alten Mann, dessen Stimme erstaunlich kräftig klingt. Faszinierend.