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34° 18’ 55’’ S, 57° 13’ 52’’ W
Im Schweizer Paradies ist es friedlich. Knapp achtzig Kilometer östlich von Montevideo liegt das Gelände von Heinz und Maria, Anlaufstelle für europäische Overlander, die mit eigenem Fahrzeug über Landesgrenzen hinweg diesen Kontinent bereisen. Hier kann man sich für die monatelange Fahrt rüsten oder nach der Reise das mobile Zuhause wieder für die Verschiffung in die Heimat präparieren oder es über Monate in der sicheren Obhut von Heinz stehenlassen, um noch einmal wiederzukommen und die Reise fortzusetzen. Entsprechend gemischt sind Besatzung und Fahrzeuge; es gibt umgebaute Lastwagen und Jeeps mit Reifen, die durch Geröll und Schlamm fahren können, dann Kastenwagen unterschiedlich in Alter und Ausstattung und unser Wohnmobil, um dessen Tauglichkeit für den Süden Argentiniens und Chile wir nun doch bangen. Was haben wir uns da bloß vorgenommen?
Dabei lief bei der Ankunft in Montevideo alles glatt, Einreise und Einfuhr des Fahrzeugs war überhaupt kein Problem, Euro-Diesel bekamen wir auch, doch schon beim Gas war Schluss. Das gab es erst am nächsten Morgen. Also zurück in die Stadt und vom Schlafplatz am Leuchtturm die Lichter der langen Strandpromenade genießen. Dank Erwin und Rita mussten wir dennoch am Morgen nicht auf den Cappuccino verzichten; in weiser Voraussicht hatten sie noch etwas Gas in der Flasche behalten. Merke: Nicht immer allen Weisungen trauen, auch wenn sie schriftlich vom Reiseveranstalter kommen.
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23° 56 ’32’’ S, 46° 16’ 58’’ W
Kaum haben wir Südamerika erreicht, ist es mit der Gemächlichkeit vorbei. Die Häfen sind riesig. Den Landgang in Vitoria verbringen wir im Maga-Einkaufszentrum in Vila Velha bei Kaffee, Kuchen und Sushi. Rio laufen wir gegen Mitternacht an unter Regen und tiefschwarzen Wolken, die schwer auf dem Zuckerhut liegen. Vor Sonnenaufgang läuft das Schiff wieder aus, um vier müssen Fred und Giles von Bord, für die unsere Reise schon hier endet. Alle anderen sehen nur vom Schiff aus die beleuchtete Copacabana, und wer so früh am Morgen schon wach ist, darf einen Blick auf den leuchtenden Christus werfen.
Schon am nächsten Abend sind wir in Santos, ebenfalls am Abend. 12 km geht es hinein in den Hafen, vorbei an den bunten Lichtern der Hochhäuser, an Promenaden und Landungsstegen der Fähren. Santos ist der größte Hafen Südamerikas, 28% aller Frachtgüter Brasiliens läuft über diesen Hafen. Auch die Grande Nigeria hat viel auszuladen. So haben wir den Tag für einen Ausflug in die Stadt. Heiß ist der Weg an der staubigen Ausfallstraße, auf der Laster an Laster vorbeizieht. Dann landen wir am alten Bahnhof gegenüber vom Pelé-Museum. Eine kleine Straßenbahn mit zwei Waggons fährt eine Rundtour durch die Altstadt, Fahrer und Weichensteller in Uniform mit Mütze und eine freundliche Fremdenführerin, die sich entschuldigt, dass sie nur einen Teil der Tour auf Englisch machen kann, da alle anderen Mitfahrer Brasilianer sind. Eine ganze Schulklasse fährt mit uns und wir werden mit großem Hallo begrüßt.
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1° 30’ 18’’ S, 27° 6’ 52’’ W
Der erste Morgen auf der Südhalbkugel. Um 0:45 haben wir den Äquator überquert, zwischen Wolken zeigt sich ein blasser Vollmond und in der Messe schenkt Fred Apfelbrandy und Toblerone aus, das Original in groß und golden, Vollmilch mit Karamellstückchen. Seit zwei Tagen warten wir auf diesen Moment. Es gibt ja sonst nicht viel zu tun als Passagier auf so einer Überfahrt. Ein frühes Frühstück, dann schauen aufs Meer, die Weite, die jeden Tag neu verblüfft, fliehen vor der Hitze in die klimatisierte Kabine, lesen, ein sehr frühes Mittagessen, sich dem Wind an Deck entgegenstemmen oder lesen oder schlafen oder nach Tieren Ausschau halten (jede Menge kleine fliegende Fische, ein Wal, eine Schildkröte, ein Rochen), zu Abend essen, die Farben des Sonnenuntergangs bestaunen, das weite Meer, lesen.
Nun haben wir also den Äquator überquert und es regnet, nicht viel, aber öfter am Tag. Eine richtige Taufe bleibt aus, aber am nächsten Abend gibt es eine richtige Torte. Als Zuckerbäcker ist der Koch eine Wucht.
Für die Mannschaft sind die 8 Seetage vor allem Reparaturtage. Der Kapitän schaut in jeden Winkel und lässt Farbe und Rost entfernen, neue Farbe aufbringen, schweißen, gängig machen, putzen. Da das Schiff nirgends lange liegt, wird bei laufendem Betrieb überholt. So ist immer etwas zu tun und der Kapitän kontrolliert sogar die beiden großen Rettungsboote.
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14° 40’ 36’’ N,17° 26’ 35’’ W
Das Schiff treibt. Seit dem späten Nachmittag machen wir keine Fahrt mehr. Der Hafen in Dakar ist voll, aufgrund der Sicherheitslage will der Kapitän dort nicht vor Reede liegen und so treiben wir eine Tagesreise von Dakar entfernt auf dem Atlantik. Ab Sonnenuntergang ist das Schiff hell erleuchtet, die Generatoren laufen auf Hochtouren und die Türen an Deck werden fest verschlossen. Erst am Sonntagmorgen steuert der Kapitän das Schiff in den Hafen. Wie klein die Menschen sind, die am Kai stehen und mit Hilfsleinen die dicken Trossen des Frachters auf die Pöller ziehen. Knapp eine halbe Stunde dauert es, ehe wir fest liegen und dann beginnt das Warten: Wann können wir an Land? Und wie lange? Der Vormittag vergeht. Es wird einklariert, der Zoll kommt an Bord. Nach dem Mittagessen warteten wir weiter auf Informationen.
Irgendwann heißt es, wir sollen um 18 Uhr wieder an Bord sein. Aber noch fehlen die Papiere und der zuständige Offizier muss auch erst einmal essen. Endlich kann unser Grüppchen zur Rampe, doch nun fehlen Helme und Sicherheitswesten, ohne die man das Hafengelände nicht betreten darf. Wir warten an der Laderampe. Die Züge, die in Le Havre aufgenommen worden, werden ausgeladen, andere Güter kommen an Bord. Die Lademannschaft bekommt ihr Mittagessen. Es ist heiß. Und dann bekommen wir Helme und Westen, werden von Bord und auf markierten Wegen zur Sicherheitsschleuse geleitet, passieren ein automatisiertes Drehtor und werden an der Baracke aufgehalten. Wir haben zwar unsere Papiere, doch eine Liste fehlt, ohne die wir nie wieder das Gelände betreten können, wird uns mit vielen Worten versichert. Also verschwindet unser Begleiter zum Schiff, um die Liste zu holen.