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23° 56 ’32’’ S, 46° 16’ 58’’ W
Kaum haben wir Südamerika erreicht, ist es mit der Gemächlichkeit vorbei. Die Häfen sind riesig. Den Landgang in Vitoria verbringen wir im Maga-Einkaufszentrum in Vila Velha bei Kaffee, Kuchen und Sushi. Rio laufen wir gegen Mitternacht an unter Regen und tiefschwarzen Wolken, die schwer auf dem Zuckerhut liegen. Vor Sonnenaufgang läuft das Schiff wieder aus, um vier müssen Fred und Giles von Bord, für die unsere Reise schon hier endet. Alle anderen sehen nur vom Schiff aus die beleuchtete Copacabana, und wer so früh am Morgen schon wach ist, darf einen Blick auf den leuchtenden Christus werfen.
Schon am nächsten Abend sind wir in Santos, ebenfalls am Abend. 12 km geht es hinein in den Hafen, vorbei an den bunten Lichtern der Hochhäuser, an Promenaden und Landungsstegen der Fähren. Santos ist der größte Hafen Südamerikas, 28% aller Frachtgüter Brasiliens läuft über diesen Hafen. Auch die Grande Nigeria hat viel auszuladen. So haben wir den Tag für einen Ausflug in die Stadt. Heiß ist der Weg an der staubigen Ausfallstraße, auf der Laster an Laster vorbeizieht. Dann landen wir am alten Bahnhof gegenüber vom Pelé-Museum. Eine kleine Straßenbahn mit zwei Waggons fährt eine Rundtour durch die Altstadt, Fahrer und Weichensteller in Uniform mit Mütze und eine freundliche Fremdenführerin, die sich entschuldigt, dass sie nur einen Teil der Tour auf Englisch machen kann, da alle anderen Mitfahrer Brasilianer sind. Eine ganze Schulklasse fährt mit uns und wir werden mit großem Hallo begrüßt.
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1° 30’ 18’’ S, 27° 6’ 52’’ W
Der erste Morgen auf der Südhalbkugel. Um 0:45 haben wir den Äquator überquert, zwischen Wolken zeigt sich ein blasser Vollmond und in der Messe schenkt Fred Apfelbrandy und Toblerone aus, das Original in groß und golden, Vollmilch mit Karamellstückchen. Seit zwei Tagen warten wir auf diesen Moment. Es gibt ja sonst nicht viel zu tun als Passagier auf so einer Überfahrt. Ein frühes Frühstück, dann schauen aufs Meer, die Weite, die jeden Tag neu verblüfft, fliehen vor der Hitze in die klimatisierte Kabine, lesen, ein sehr frühes Mittagessen, sich dem Wind an Deck entgegenstemmen oder lesen oder schlafen oder nach Tieren Ausschau halten (jede Menge kleine fliegende Fische, ein Wal, eine Schildkröte, ein Rochen), zu Abend essen, die Farben des Sonnenuntergangs bestaunen, das weite Meer, lesen.
Nun haben wir also den Äquator überquert und es regnet, nicht viel, aber öfter am Tag. Eine richtige Taufe bleibt aus, aber am nächsten Abend gibt es eine richtige Torte. Als Zuckerbäcker ist der Koch eine Wucht.
Für die Mannschaft sind die 8 Seetage vor allem Reparaturtage. Der Kapitän schaut in jeden Winkel und lässt Farbe und Rost entfernen, neue Farbe aufbringen, schweißen, gängig machen, putzen. Da das Schiff nirgends lange liegt, wird bei laufendem Betrieb überholt. So ist immer etwas zu tun und der Kapitän kontrolliert sogar die beiden großen Rettungsboote.
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14° 40’ 36’’ N,17° 26’ 35’’ W
Das Schiff treibt. Seit dem späten Nachmittag machen wir keine Fahrt mehr. Der Hafen in Dakar ist voll, aufgrund der Sicherheitslage will der Kapitän dort nicht vor Reede liegen und so treiben wir eine Tagesreise von Dakar entfernt auf dem Atlantik. Ab Sonnenuntergang ist das Schiff hell erleuchtet, die Generatoren laufen auf Hochtouren und die Türen an Deck werden fest verschlossen. Erst am Sonntagmorgen steuert der Kapitän das Schiff in den Hafen. Wie klein die Menschen sind, die am Kai stehen und mit Hilfsleinen die dicken Trossen des Frachters auf die Pöller ziehen. Knapp eine halbe Stunde dauert es, ehe wir fest liegen und dann beginnt das Warten: Wann können wir an Land? Und wie lange? Der Vormittag vergeht. Es wird einklariert, der Zoll kommt an Bord. Nach dem Mittagessen warteten wir weiter auf Informationen.
Irgendwann heißt es, wir sollen um 18 Uhr wieder an Bord sein. Aber noch fehlen die Papiere und der zuständige Offizier muss auch erst einmal essen. Endlich kann unser Grüppchen zur Rampe, doch nun fehlen Helme und Sicherheitswesten, ohne die man das Hafengelände nicht betreten darf. Wir warten an der Laderampe. Die Züge, die in Le Havre aufgenommen worden, werden ausgeladen, andere Güter kommen an Bord. Die Lademannschaft bekommt ihr Mittagessen. Es ist heiß. Und dann bekommen wir Helme und Westen, werden von Bord und auf markierten Wegen zur Sicherheitsschleuse geleitet, passieren ein automatisiertes Drehtor und werden an der Baracke aufgehalten. Wir haben zwar unsere Papiere, doch eine Liste fehlt, ohne die wir nie wieder das Gelände betreten können, wird uns mit vielen Worten versichert. Also verschwindet unser Begleiter zum Schiff, um die Liste zu holen.
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18° 5’ 58’’ N, 15° 58’ 16’’ W
Im Hafen von Vigo dürfen wir von Bord. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Kreuzfahrtschiffe laufen Häfen an, damit die Passagiere sich den Ort anschauen können, Frachter dagegen laufen Häfen an, um Fracht zu löschen oder zu bunkern. Ob die wenigen Passagiere an Land kommen hängt dabei von vielen Faktoren ab: 1. Zeit der Ankunft (bei Nacht ist ein Landgang nicht möglich). 2. Zeit der Abfahrt ( ist die Liegezeit zu kurz, darf man auch nicht raus). 3. Entfernung des Containerhafens von der Stadt (liegt der Frachthafen zu weit draußen, kann es sein, dass die Liegezeit im Hafen wieder zu kurz für Ausflüge ist).
In Le Havre blieben alle an Bord, in Vigo passt es nun. Nach ein paar Tagen auf See wäre es gut, festen Boden zu spüren und längere Strecken zu laufen, ohne im Kreis zu gehen. Eine Runde auf dem Brückendeck sind für mich ca. 250 Meter, am Tag laufe ich drei Mal die acht Runden. Doch ganz sicher ist die Sache mit Vigo nicht. Erst heißt es, wir können, am Morgen dann, es geht doch nicht, und ein paar Stunden später kommt vom Kapitän persönlich die Ansage: Es geht an Land. Merke: häufiges Nachfragen lohnt sich. Nach den Formalitäten (Fotokopien der Pässe, Listeneintrag, Telefonnummernaustausch wandert unser Trupp durch den Hafen unter den erstaunten Blicken der Ladenden und der Fahrer. Im Hafen läuft niemand außer uns, alle sitzen sicher in ihren Fahrzeugen.