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Stein und Eis
50° 28' 8,10'' S, 73° 1' 47,40'' W
Blauer Himmel über dem Fitz Roy. Unwirklich. Kitschig fast, aber kann Natur eigentlich kitschig sein? Auf jeden Fall leuchtet der Berggipfel rosarot wie Himbeereis im Morgenlicht und selbst so eine Wasserliebhaberin wie ich ist plötzlich bergentzückt.
Beinahe hätten wir uns gar nicht erst auf den Weg gemacht so weit in den Süden, die vielen Kilometer, der Wind, die Kälte, doch den Fitz Roy muss man gesehen haben, sagten alle, den wir von unseren Plänen erzählten, und nun sind wir hier und stehen und staunen, sind in El Chalten, der Hauptstadt der Wanderer. Da sind sie, auf den Straßen mit Rucksäcken und Wanderstiefeln, auf dem Weg zum Fitz Roy oder zum Cerro Torre, junge und ältere, Familien oder Paare wie wir. Im Informationszentrum bekommen wir Tipps welcher Trek bei welchem Wetter am günstigsten ist und beschließen, ein paar Tage zu bleiben.
Gleich beim ersten Aufstieg zieht hoch über uns ein Kondor seine Kreise und am nächsten Morgen zeigt sich das erste Blau hinter den Wolken, tauchen die Gipfel schemenhaft auf. Als wir am frühen Nachmittag den ersten Mirador erreichen, harren schon viele mit den Fotoapparaten auf den Moment, an dem der letzte Schleier den Cerro Torre freigibt. Sekundenlang ist die dritte Spitze zu sehen und schon wieder in den Wolken verschwunden. Unten im Tal scheint die Sonne und auf den Restaurantterrassen sitzen zufriedene Wanderer beim heimischen Bier.
Früh am nächsten Morgen sind alle Wolken verschwunden und die Gipfel leuchten erst rosarot und dann golden. Wir machen uns an den Aufstieg — nicht zum Gipfel natürlich, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man auf den Gedanken verfallen kann — wir laufen auch nicht den vollständigen Sendero, sondern belassen es bei der ersten Hälfte, genießen die wunderschönen Ausblicke und kehren am Abend auf den freien Stellplatz am Dorfanfang zurück, von dem aus die Berge im Abend- und Morgenlicht zu bewundern sind. Dort stehen auch drei junge argentinische Familien mit ihren 10, 20 und 30 Jahre alten VW-Bussen. Jeden Morgen grüßen wir die Mate trinkende Runde, am Abend grüßen uns die noch Verbliebenen
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Bei den Baumriesen
42° 53’ 34,74’’ S, 71° 37’ 0,90’’ W
Die zweite Woche meines Soloabenteuers beginnt ziemlich kalt. Auf den Bergspitzen liegt Neuschnee und nachts liegen die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Gut, dass der Camper eine Heizung hat. Dennoch freue ich mich auf die zwei Tage in der Hosteria Futalaufquen im Nationalpark de los Alerces. Es war nur noch ein Apartment mit zwei Zimmern fre,i und das erweist sich nun als Glück, denn Clementina, eine italienische Wooferin, die drei Wochen gegen Kost und Logis auf dem Weinberg arbeitet, wird mich begleiten.
Rudolfo fährt uns, denn der einzige Bus in den Park fährt nur aus dem 40 Kilometer entfernten Equel um 8 Uhr morgens, und nach Esquel ist es sogar noch weiter als bis zum Park. Rudolf zeigt uns auch, wo das Feuer ausgebrochen ist, dass vor drei Jahren eine Woche im Park wütete — davon zeugen rechts und links die bleichen oder tiefschwarzen Gerippe der Bäume.
Die Hosteria liegt ganz am Ende des Schotterwegs. 1944 nach einem Entwurf eines argentinischen Architekten entstanden, würde sie auch gut in Schweizer oder österreichische Bergregionen passen. Alles ist noch original, von den dunklen Holzfußböden bis zu den weißen Läden vor den Fenstern.Erst duschen, dann wandern. Vier Kilometer sind es bis zum kleinen Ort im Park, wo wir uns informieren. Es gibt schöne Wanderwege und auch einen Ausflug zu den riesigen, uralten Alercen, die so langsam wachsen, dass die größte nach 2600 Jahren etwa 60 Meter hoch ist und 2,80 Umfang an der Basis. Clementina und ich würden schon gerne, sowohl wandern als auch große Bäume bewundern, nur fehlt uns ein Wagen, um ans andere Ende des Sees zu gelangen. An der Rezeption der Hosteria bietet man uns an, andere Hotelgäste zu fragen, ob sie an der Tour teilnehmen und uns mitnehmen könnten.
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Solo in Trevelin
43° 11’ 33,76’’ S, 71° 50’ 14,76’’ W
Und dann ist der Mann plötzlich krank und auf dem Weg nach Berlin und ich bin die nächsten 13 Tage solo in Trevelin, genauer gesagt am Vinas del Nant y Fall. Ein wunderschöner Ort, umgeben von Bergen, auf deren Gipfeln Schnee liegt, ein paar Tage später sogar Neuschnee, was etwas über die Nachttemperaturen aussagt. Abgesehen davon ist es hier freundlich, sehr sicher und fern ab von jeglichen öffentlichen Verkehrsmitteln. Zum Glück gibt es Sergio und seinen Vater Rudolfo, die öfter einmal nach Trevelin oder gar Esquel fahren.
Nur bedauere ich jede Stunde mehr, dass mein rudimentäres Spanisch nicht für mehr Kommunikation ausreicht. Wie gerne würde ich mehr erfahren, als ich sehe oder aus kurzen Fragen und Antworten entnehmen kann. Doch wie immer in Argentinien ergibt sich ungeplant oder halb geplant dann doch das eine oder andere. Sergio organisiert eine cabalgata, einen Reitausflug, bei Manolo, und dort treffe ich ein Brüderpaar, die auf jeden Fall besser Deutsch können als ich Spanisch, denn die Großmutter stammt aus Deutschland und die Mutter ist sogar Deutschlehrerin. So tauschen wir uns auf Deutsch/Spanisch aus, während wir auf schönen braunen, schwarzen und gescheckten Pferden durch eine Märchenlandschaft zu einem verwunschenen See reiten, auf dem weiße Schwäne mit schwarzen Hälsen und Köpfen schwimmen. Zum Picknick sitzen wir auf einer Blumenwiese und am Ende des Tages bei Sergio bei einer Flasche Wein, und die jungen Männer verfolgen fasziniert den Vortrag über Weinanbau.