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56° 59,5' N, 10° 18,6' E
Ein paar Tage müssen wir nicht segeln. Erstens ist da ein schöner Strand mit dem wunderbaren kristallklarem Kattegatwasser (zugegeben etwas frisch, aber einige Schwimmzüge gehen immer) und zweitens liegen wir gut auf unserem Platz zwischen den Dalben (auch wenn wir noch nicht wissen, wie wir da wieder rauskommen) und drittens lässt sich zwar die Sonne immer wieder blicken, doch genauso verlässlich kommt auch der nächste Regen (der das Schiff sauber, Segeln aber höchst ungemütlich macht).
Also bleiben wir, genießen frischen Fisch in unglaublicher Fülle und Auswahl, knacken Jomfruhummer, essen köstlichen Kuchen und Eis im kleinen Café, das von einer Deutschen geführt wird, die mit achtzehn nach Läsö gekommen ist. Schön ist es hier und so ruhig. Ein Bus fährt die Touristen kostenlos von einem Ende der Insel zum anderen, vom Salzsiedewerk zu den Tanghäusern, vom östlichen Hafen zum westlichen, von dem die Fähre zum dänischen Festland abgeht.
Zeigt sich die Sonne am Abend, werden Tischdecken auf die Bänke am Kai gelegt und die großen Standgrills angeheizt. Und zum Nachtisch gibt es Sonnenuntergang in Zeitlupe und feurigem Orangerot. Nach fünf Tagen setzen wir Segel in Richtung Festland.
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57° 33' 0'' N, 11° 55' 24'' E
Sobald sich ein Sonnenstrahl im nordischen Sommer zeigt, findet das Leben draußen statt. Da reichen die Tische der kleinen Bar am Pier in Kullavik kaum aus, da fahren die Boote zu den Schären und Ankerbuchten, da sonnt sich Mensch und Tier auf Felsen, Stegen und Schiffen. Und nach diesem herrlichen Sonnentag, nach einem, zugegeben kurzen, Bad am Steg und einem, sehr viel längeren, Grillabend fahren wir am Morgen hinaus aufs Kattegat zur Insel Läsö, weil der Wind gerade gut steht. Aus der richtigen Richtung und in moderater Stärke für einen längeren Törn.
Das tut er auch, die Richtung stimmt, doch statt das Leichtwindsegel herauszuziehen, binden wir doch lieber ein Reff in Groß und Vorsegel. Recht ruppig ist es auf den ersten fünfzehn Meilen, aber dafür schnell, was auch ein Vorteil ist, denn so werden wir zum Kaffee im Hafen sein und wahrscheinlich auf einen Platz finden. No Problem, laut Auskunft des Hafenmeisters. Und genau auf der Hälfte der dreißig Meilen wird es ruhiger, segeln wir mit vollen Segeln dem Hafen entgegen. Mein Blick kann vom Windmesser in die Weite schweifen — um uns herum nur das Meer, und am Horizont ein paar weiße Segel, winzig klein. Für die Segler dort sind wir auch nur ein kleines weißes Segel auf der weiten See. Winzig in Relation zu Wasser und Wellen, winzig in Relation zu Welt.
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57° 53' 36'' N, 11° 41' 6'' E
Wenn das Wetter gut zum Herbst oder einem verregneten Frühjahr passen könnte, einschließlich und vor allem bezüglich der Temperaturen, dann ist man in ich, ob Västra Götaland, kurz vor dem Übergang vom Kattegatt ins Skagerak. So zumindest in diesem Julisommer. In der ersten Woche gönnen wir es der dürstenden Natur, in der zweiten hoffen wir noch auf ein baldiges Ende, nach drei Wochen sinkt die Laune und als es in der vierten so weitergeht, ergeben wir uns dem Schicksal.
Wir hangeln uns von Insel zu Insel mit Wind, ohne Wind, mit Regen, aber auch mit Sonne, mit stets wechselnden Wolkenformationen. Denn das können sie wirklich gut hier in Schweden: Wolken vom hellsten Weiß bis zum dunkelsten Grau, fast Schwarz. Und Regen vom feinsten Niesel über ein stetes Tropfen bis zum Sturzbach. Und gleich danach das hellste, klarste Blau.
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57° 40,6' N, 11° 51,0' E
Nach vier Wochen sonnensattem Badewetter verdüstert sich der nordische Himmel, zunächst nur kurz, um dann umso heller in leuchtendem Blau zu strahlen, doch dann kündigt der Wetterbericht Starkwind im Kattegat an. Zuerst ist da die Hoffnung: Noch ist Zeit für Veränderung, in einer Woche kann viel passieren, wie oft hat sich nicht schon alles geändert. So warten wir auf den richtigen Wind in Varberg, einer schwedischen Kleinstadt mit alter Festung, einem Kaltbadhus auf Stelzen im Meer, vielen langen Stränden mit Steinklippen, auf denen die Menschen vor und nach dem Baden in der Sonne sitzen, und einer Bar hoch über der Stadt.
Auch hier war das erste halbe Jahr viel zu trocken, Regen wäre willkommen, wenn er nicht gerade mit dem offiziellen Sommerbeginn zusammenfallen würde. Wir genießen das Baden von den langen Seebrücken, wer weiß wie lange noch, und die hübschen neuen Sanitäranlagen, da freuen sich die Seglerinnenherzen.
Doch der Wetterbericht stabilisiert sich wider Erwarten auf den schlechten Vorhersagen, viele Schiffe ziehen nach Süden, doch wir nutzen die nächste Gelegenheit, um nach Norden zu segeln. In Göteborgs Königlichen Segelsällskap wollen wir Wind und Regen abwettern. Ein schöner Südwind bringt uns dorthin, Stunde um Stunde, mit Wellen und glatter See, mit Nebel und Sonne und Wolken, die ganze Seglerwelt an einem Tag.
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