Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

59° 3' 12'' N, 18° 31' 42'' E

  • geo: 59° 3' 12'' N, 18° 31' 42'' E

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Am Ziel im Norden, auf Fjärdläng, etwa auf der Höhe von Stockholm, aber mehrere Meilen weiter östlich, eine Insel im Meer. In zwei Tagen, wenn der Wind auf Nord dreht, geht es langsam zurück.

website blog 162Grün sind die Schären Stockholms mit dichtem Unterholz, Moos und Blaubeerteppichen, zerklüftet durch Buchten, durch tiefe Kerben oder runde Ausschnitte, wie bei angebissenen Keksen. Im Sommer zieht es Segler und Motorboote in die natürlichen Häfen, selten liegt man dort allein, und wenn doch, ist es eher ein Grund zur Unruhe. Dann überprüft der Kapitän den Seewetterbericht und bringt noch mehr Leinen aus. In der Regel liegen die Boote in knuddligen Päckchen an den Schären und noch einige vor Anker. Dabei gilt: Je weiter weg vom Festland, je ungeschützter vor den Winden, desto einsamer wird es, je größer die Insel, je mehr Angebote, desto enger ist es.

Auf Utö gibt es jeden Abend Musik, tuckern kleine Mopeds mit Ladeflächen vorn über die Inselstraße. Dreihundert Boote liegen rechts und links der kleinen Brücke zur Nachbarschäre. Stimmen schallen aus allen Richtungen, Schlauchboote brummen im Zweier- und Vierertakt. Ein keineswegs stilles Sommeridyll, aus dem plötzlich eine schwarze Rauchsäule in den blauen Himmel steigt. Am Hafen brennt ein Motorboot, die Flammen schießen hoch, die Feuerwehr spannt Absperrseile und pumpt Wasser aus dem Meer, versucht es zumindest. Die Pumpe streikt, und die Flammen wüten weiter. Es dauert, ehe der Rauch grau wird und sich schließlich in den Himmel verzieht. Ein kohlschwarzes, grotesk verzogenes Plastikgerippe liegt am Steg, ein Schlauchboot ist in der Hitze zusammengeschnurrt, alle anderen Boote sind heil geblieben. Die Menge verläuft sich, der Wind bläst den Brandgeruch aus Haaren, Haut und Hemden.

website blog 165Auf Fjärdläng ist es ruhiger, sogar einen Platz am Felsen finden wir mit weitem Abstand zu anderen Booten. Aufregend ist es immer noch: Reicht die Ankerleine? Wie springe ich an Land? Wo ist der Baum oder überhaupt irgendwas zum Festmachen? Kaum ist das Tau um das kleine Bäumchen gelegt und der Schärenanker in den Fels getrieben, als rechts und links die Boote gleich im Päckchen anlegen. Freunde, erfahren wir, die gemeinsam Urlaub machen, gemeinsam essen und feiern. Am Abend hören wir schwedisch in Stereo. Und so, wie der Wechsel zwischen sonnenheiß und windkalt in Sekunden passiert, wie man mehrmals am Tag von Badezeug zu Fleece wechselt, landen wir vom Lärm wieder in der Stille, sind am nächsten Vormittag allein in der Bucht und spannen noch ein paar Leinen.

 

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