56° 5' 38'' N, 15° 51' 25'' E

Rote Häuschen und weiß getünchte LKW-Reifen an der Kaimauer — Hanö, die wilde Ferieninsel, der im Sommer stets volle Hafen, der willkommene Halt beim Sprung zur Ostküste.

Das erste Mal waren wir hier im ersten Jahrhundertsommer, irgendwann in der 2000er Reihe, zum ersten Mal hatten wir ein Boot, mit dem wir über die Ostsee fahren konnten, zum ersten Mal erlebten wir die Ruhe der langen Überfahrten und die Hektik im stets vollen Hafen von Hanö, wenn zwischen sechs und sieben die Boote einliefen, einen Platz zum Festmachen suchten, und sich das Knäuel endlich zu Zweier- und Dreierpäckchen ordnete.

Diesmal sind wir früher dran, machen am Kai fest und brechen zum obligaten Spaziergang auf. Danach hängt an unserer Volver ein um einige Fuß längeres Stahlboot mit drei Physikern an Bord, freundlichen älteren Herren, die mit festen Tritt abends und morgens über unser Vorschiff laufen, um an Land zu kommen.

Wir verabschieden uns im Sonnenschein und räumen während der Fahrt den Kleiderschrank: lange Hose, Fleecejacke, Strümpfe, Weste, Regenhose und - Jacke und schließlich auch die festen Stiefel, denn in der letzten Stunde haben uns die Wolken eingeholt. Der Kapitän steuert und wird tropfnass, die Seefrau bleibt unter Deck weitgehend trocken.

In Sandhamn ist es nie voll, am Kai gegenüber liegen die Fischerboote im freundlichsten Gasthafen der südöstlichsten Ecke Schwedens (das steht sogar an der Tür und wird von zwei Hafenmeistern in Wort und Tat bewiesen). Gleich hinter dem Hafen beginnt ein Naturschutzgebiet, und das Licht am Abend ist so einzigartig golden, dass wir jedes Mal den Atem anhalten. Außerdem geht die Sonne erst um zehn Uhr unter, und die Dämmerung hält dann noch eine weitere halbe Stunde. Lange Tage in kurzen Sommern.