Am besten sollte man in diesen Nationalpark im Frühling fahren oder im Herbst wegen der bunten Scheinbuchenwälder und weil er dann weniger überlaufen sei. So stand es in unserem Reiseführer und das werden sich auch die vielen Menschen gedacht haben, die genau wie wir nun hier auf den rumpeligen Schotterpisten fahren oder die Senderos entlang laufen. Reisebusse mit Wanderern, Kleinbusse der Hotels, diverser Reiseunternehmen, jede Menge private Leihwagen und auch ein paar Wohnmobile.
Bunte Outdoorjacken der einschlägigen Ausrüster leuchten hinter jeder Wegbiegung, spanische, englische und schwedische, russische und japanische, deutsche und französische Wortfetzen klingen vor, hinter und über uns. Alle wissen, der Torres del Paine, die Berge an den blauen und grünen See, das sind die Höhepunkte eines Chilebesuchs. Und diese Landschaft ist auch wirklich großartig, überwältigend schön. Jeder Blick aufs Neue, jeder Gipfel, jeder See. Ein Traum ... Die Farben, die Weite, die Höhen. Die schwarzen Schluchten, durch die sich der silbrig-grüne Paine schlängelt. Die Gewalt der Wasserfälle.
Und das Geratter der Wagen auf den Straßen, die Staubfahnen, die sie hinter sich herziehen, wie sie aus den Kurven plötzlich auftauchen, haarscharf vorbeirasen, und immer neue und immer mehr. Am Abend wird es ruhiger, dann verlassen die Busse den Park, werden Hotelgäste in ihre Unterkünfte gebracht, schlagen die Wanderer ihr Nachtlager in den Refugios auf, und wir stehen auf einem der zugelassenen Parkplätze und betrachten die Wolkenbilder.
Wir sind ganz im Süden, fast schon am Ende der Welt in Patagonien, einer eigentlich menschenleeren Gegend, nur nicht an diesem touristischen Höhepunkt im Frühling, im Sommer und im Herbst. Doch bei all dem Gewimmel ist es auch wunderbar, dass dieses Gebiet so erhalten bleibt, dass so viele Menschen einfach Natur sehen wollen.
Vier Tage bleiben wir im Park, machen drei kleine Wanderungen, genießen die Ruhe am Abend und am Morgen, das Prasseln vom Regen in der Nacht, die freundlichen Blicke und die aufmunternden Worte an steilen Passagen. Wir entdecken die stilleren Plätze, so still, dass am Abend im Restaurant die Stimmen der Gäste uns viel zu laut erscheinen. Wir folgen dem Flug der Kondore hoch zwischen den Gipfeln.
Wir schwingen uns sogar auf Pferderücken und liegen dann am Abend leicht lädiert mit Wärmflasche und Schmerzmitteln im Bett, denn das Gauchoreiten ist älteren Bandscheiben so gar nicht zuträglich.