Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

52° 30' 33'' N, 13° 22' 33'' E

 

 

website blog 192Immer wieder beeindruckend: die vielen Menschen, die vollen Kinosäle, die (meistens vorhandene) Geduld, die Begeisterung. Mittendrin im Sog, im Rausch.

1 — Love and Mercy: Was wäre, wenn er eines Tages, die Musik nicht mehr im Kopf hören würde, fragt der Mann am Klavier. Sehr jung sieht er aus. Natürlich kenne ich die Hits der Beach Boys, obwohl sie in meiner Jugend schon nicht mehr cool waren, „Good Vibrations” ist zeitlos. An Fotos mit Surfern in kurzen Hosen kann ich mich auch noch erinnern. Die Musik im Kopf ist Brian Wilson geblieben, allerdings gesellten sich auch Stimmen dazu. Paul Dano spielt ihn auf dem Höhepunkt der Karriere in den 60er, John Cusack ist der Musiker Anfang der 90er, abgeschirmt von der Außenwelt durch einen Psychiater, unter Medikamenten, auf Rettung hoffend. Musikgeschichte — im Abspann singt Brian Wilson selbst „Love and Mercy” auf einem Konzert im neuen Jahrtausend. Und dann kommt er auch persönlich auf die Bühne, schließlich ist es eine Gala — und alle stehen auf, applaudieren dem alten Mann, dessen Stimme erstaunlich kräftig klingt. Faszinierend.

2 — Mr. Holmes: Ein sehr alter Mann kehrt von einer Japanreise zurück, japanischen Pfeffer im Gepäck, der seine Vergesslichkeit heilen soll. Sherlock Holmes versucht, sich an seinen letzten Fall zu erinnern, an den Fehler, den er sich sich verziehen konnte, und die Detektivarbeit aufgab. Worauf kommt es an im Leben? Auf die Wahrheit oder auf Menschlichkeit? Auf Rationalität oder auf Mitgefühl? „Ich war mein Leben lang allein”, sagt Mr. Holmes. Die letzten Jahre aber wird er mit zwei Menschen verbringen. Weise.

3 — Woman in Gold: Blattgold wird geglättet, geschnitten und mit dem Pinsel aufgetragen; ein bekanntes Bild entsteht — Klimts Porträt von Adele Bloch-Bauer. Weniger bekannt ist der Kampf ihrer Nichte um die Rückgabe des von den Nazis geraubten Gemäldes. Noch einmal wird er auf der Leinwand ausgefochten — gegen den erbitterten Widerstand des österreichischen Staates. Es kämpfen keine Helden, sondern ganz normale Menschen mit ihren Unzulänglichkeiten, ihrer Trauer und ihrem Humor. Ergreifend.

website blog 1904 — Every Thing will be fine: Tanzende Schneeflocken, eine dreidimensional eingeschneite Welt, gedämpft wis Schritte I'm Schnee. Ruhig verläuft das Leben trotz tödlichem Unfall, Trauer, Trennung und Selbstmordversuch, trotz Liebe, Erfolg und Vergebung. Schöne Bilder, attraktive Hauptdarsteller, seltsam unterkühlt. Ein meditativer Film, eher eine Abhandlung über das Weiterleben nach einem schrecklichen Unfall, in der Gefühle als Behauptung an der Oberfläche stehenbleiben. Allerdings auch ein Ruhepol im aufgeheizten Festivaltrubel, das immerhin. Langeweile in 3D.

5 — What happened, Miss Simone? Eine Frau verbeugt sich tief vor dem Applaus, richtet sich auf und schaut ernst in die Zuschauermenge, fast abwesend, als gelte die Begeisterung nicht ihr. Nina Simone steht nach einer längeren Abwesenheit wieder auf der Bühne. Der Dokumentarfilm ist auf Initiative ihrer Tochter entstanden, ein Versuch, das Bild zu vervollständigen, das Bild einer schwarzen Frau, die Konzertpianistin werden wollte, zum Studium aus rassistischen Gründen nicht zugelassen wurde, eine Karriere als Soulsängerin machte, sich der Bürgerrechtsbewegung anschloss. Auch die Krisen werden nicht ausgespart, der Versuch, wieder Fuß zu fassen als Sängerin. Das Porträt einer Künstlerin mit allen Widersprüchen, mit wunderbarer Musik. Herzzerreißend und informativ.

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