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Generation Film
52° 31' 7'' N, 13° 21' 53'' E
Mein Lieblingssektion auf der Berlinale sind die Kinder- und Jugendfilme. Nicht nur, weil die meisten dieser Filme nie bei uns ins Kino kommen, und die Berlinale eine fantastische Gelegenheit ist, sie doch zu sehen und zu entdecken, nicht nur, weil die engagierten Filmemacher und Schauspieler sich nach jeder Vorstellung den Fragen des Publikums stellen, und nicht nur, weil eben dieses Publikum mit Feuereifer dabei ist und dabei sein kann bei 2 - 4 € Eintritt, sondern auch, weil es mitreißendes Kino ist.
1 — You’re ugly, too. Ein Kinderfilm aus Irland, eine schwierige Annäherung zwischen Nichte und Onkel in einem Trailerpark in Irlands mittleren Westen. Das Mädchen muss den Tod der Mutter verwinden, der Onkel ist auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden, um für sie zu sorgen. Ist es der Richtige dafür? Der Film gibt keine klare Antwort, eine der Stärken neben einer scharfzüngigen kleinen Hauptdarstellerin, einem klugen Blick auf Menschen im Übergang und einem sehr spezifischen Humor. Den Anstoß zum Film gab übrigens die Mutter des Hauptdarstellers, die ihn gerne einmal in einer netten Rolle sehen wollte. Wunderbar.
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Galas und große Gefühle
52° 30' 33'' N, 13° 22' 33'' E
Immer wieder beeindruckend: die vielen Menschen, die vollen Kinosäle, die (meistens vorhandene) Geduld, die Begeisterung. Mittendrin im Sog, im Rausch.
1 — Love and Mercy: Was wäre, wenn er eines Tages, die Musik nicht mehr im Kopf hören würde, fragt der Mann am Klavier. Sehr jung sieht er aus. Natürlich kenne ich die Hits der Beach Boys, obwohl sie in meiner Jugend schon nicht mehr cool waren, „Good Vibrations” ist zeitlos. An Fotos mit Surfern in kurzen Hosen kann ich mich auch noch erinnern. Die Musik im Kopf ist Brian Wilson geblieben, allerdings gesellten sich auch Stimmen dazu. Paul Dano spielt ihn auf dem Höhepunkt der Karriere in den 60er, John Cusack ist der Musiker Anfang der 90er, abgeschirmt von der Außenwelt durch einen Psychiater, unter Medikamenten, auf Rettung hoffend. Musikgeschichte — im Abspann singt Brian Wilson selbst „Love and Mercy” auf einem Konzert im neuen Jahrtausend. Und dann kommt er auch persönlich auf die Bühne, schließlich ist es eine Gala — und alle stehen auf, applaudieren dem alten Mann, dessen Stimme erstaunlich kräftig klingt. Faszinierend.
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Filmfebruar
52° 30' 33'' N, 13° 22' 33'' E
Stehvermögen und Sitzfleisch sind gefragt in den ersten zwei Februarwochen, Zeit natürlich auch, um das Programm zu studieren, sich beim Vorverkauf anzustellen, vor dem Kino erneut in der Schlange zu stehen. Sofern man also nicht beruflich mit dem Film zu tun hat, braucht es Begeisterung und Einsatz, was wiederum zu einer ganz besonderen Stimmung beiträgt — freundlich, fröhlich und erwartungsvoll begibt man sich auf die Jagd, gespannt sitzt man in großen und etwas kleineren Sälen. Und wie bei vielen Überraschungen warten hinter dem Vorhang Grandioses und Mittelmäßiges, Berührendes und Langweiliges.
1 — Sangue azul: Die Worte des Sektionsleiters hätten uns warnen sollen, er sprach von Tabubrüchen, unter der die Macher des brasilianischen Eröffnungsfilms dann vor allem Vögeln in verschiedensten Varianten verstanden, inklusive Inzest — dazwischen bedeutungsschwangere, pseudo-mythologisch aufgeladene Bilder (nicht nur ein Pfahl, sondern gleich der ganze Zaun) sowie unterirdische Dialoge. Ärgerlich.
2 — Une jeunesse allemande: Ein junger französischer Dokumentarfilmer beschäftigt sich mit der Geschichte der RAF anhand von vorhandenem Filmmaterial aus dieser Zeit. Wir sehen Bekanntes und Unbekanntes: Ulrike Meinhof, wie in einer Fernsehdiskussion unter lauter sehr seriös aussehenden Männern die bundesrepublikanische Gesellschaft analysiert. Holger Meins, der begeistert sein Studium im ersten Jahrgang an der Filmhochschule Berlin aufnimmt. Eine rote Fahne, die als „Farbtest” wie eine Fackel durch Berlin getragen wird.