Es ist heiß in Buenos Aires, heiß und feucht, schließlich ist Januar, der Monat mit den idealen Bedingungen für tausende Mücken und weniger idealen Bedingungen für Menschen, weshalb die Portenos aus der Stadt fliehen, die Touristen aber durch die Barrios streifen. Wir sind glücklich, dass wir hier sind, denn obwohl wir schon vor Monaten Flug und Unterkunft gebucht haben, wurde es auf den letzten Metern bzw, in den letzten Stunden vor der Abreise noch einmal richtig spannend. Eigentlich ist so ein Online-Check-in inzwischen Routine, selbst wenn die Passdaten verlangt werden. Doch nun verlangte das System am Abend vor dem Abflug ein Visum, obwohl ich ganz genau wusste, dass wir genau wie im letzten Jahr keines brauchen würden.
Was war passiert? Die Visumfreiheit gilt für 90 Tage, was mit unseren vielen Wechseln von Argentinien nach Uruguay nach Chile ganz einfach zu bewerkstelligen ist, aber das kann das System nicht wissen, das sieht nur die 101 Tage zwischen Hin- und Rückflug. „Dakann ich auch nichts machen“, sagt die freundliche junge Frau am Telefon und verweist auf den Check-in am Flughafen, was uns doch eine etwas unruhige Nacht beschert sowie lange Gespräche am Schalter mit ausgiebigen Schilderungen unserer Reisepläne, bis der Chef nickt und die Bordkarten gedruckt werden.
Sicherheitshalber antworte ich 18 Stunden später an der argentinischen Passkontrolle aus die Frage, wie lange wir in Argentinien bleiben wollen, mit einem überzeugenden „dos semanas“, und dann ist der Stempel kein Problem. Und es stimmt ja auch, in zwei Wochen werden wir über den Fluss nach Uruguay reisen, um dort das Wohnmobil abzuholen.
Doch erst einmal sind wir im Casa de Brigit, dem Haus hinter den drei Schlössern, das die Schweizerin Brigit in eine kleine Pension verwandelt
hat, eine fabelhafte Mixtur aus Altem und Neuem, aus freigelegtem Mauerwerk und polierten Holzdielen. So abweisend Gitter und fest verschlossene Türen von außen wirken, so einladend erschließt sich das Innere, weit in einen Hof in Treppen und Galerien, in einen üppigen Garten mit einem kleinen Baumhaus, das leider nur für eine Person geeignet ist. Es gibt auf dem Weg dorthin viele Zimmer und kleine Wohnungen, Pflanzen in Amphoren und eine Dachterrasse mit Blick auf die Dächer von San Telmo. Hier sitzen wir am Abend, üben Tango am Morgen. Mittags suchen wir den Schatten in der Wohnung und machen Hausaufgaben für den Spanischunterricht. Und dazwischen entdecken wir San Telmo, das Café la Poesia, die kleine Bäckerei, den Supermarkt, die Straßen und Gassen.