Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

34° 39' 35.762" S 56° 3' 52.582" W

  • geo: 34° 39' 35.762" S 56° 3' 52.582" W

Website RosarioWir verlassen die große Stadt und nehmen die Fähre nach Uruguay, die Morgenfähre. Kaum erwacht werden die gepackten Koffer verschnürt, und eine falsche Bewegung macht mich zur steifen Marionette, die den Hals nicht mehr drehen kann. Super. Also vorsichtig mit dem Taxi zum Fährhafen, dort in die Schlange einreihen, Koffer aufgeben, durch die Gepäckkontrolle, Ausreise aus Argentinien und am nächsten Schalter Einreise nach Uruguay (von all unseren vielen Grenzübertritten ist das jedes Mal der unfreundlichste, generell sind sowohl argentinische als auch chilenische als auch uruguayische Grenzer ausgesprochen freundlich und hilfsbereit gegenüber etwas begriffsstutzigen und steifen Fremden, hier jedoch regiert die Ungeduld). 

Und wenn es schon mal so beginnt, steht auch die folgende Fahrt unter keinem glücklichen Stern. Die Fähre läuft mit großer Verspätung aus, so kommen zwei Fähren beinahe gleichzeitig in Colonia an und das Chaos am Gepäckband und erneuter Gepäckkontrolle ist komplett. Dann noch drei Stunden im Bus nach Montevideo, wo Gabriel auf uns wartet, der uns zum Wohnmobil bringen soll, aber erst einmal einige Umwege fahren muss, weil ein Unfall die Straße blockiert, denn wie Gabriel sagt: „Uruguay is a small country, pequeno.” Die Ausweichmöglichkeiten sind gering. Klein ist das Land, aber teuer, caro, für jeden, dennoch möchte er nirgends woanders leben als hier an der Küste mit Familie und Freunden und in der Natur. Klappt schon ganz gut mit der spanischen Konversation und ab und zu auch mit einer Antwort unsererseits.

Dann sind wir bei Timo und Felix, wo das Wohnmobil schon auf uns wartet. Mitten in Uruguay, umgeben von Feldern und Windkraftanlagen liegt der Anfangs- und Endpunkt für viele Reisende, die mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind. Ein weiter Platz, ein Sanitärgebäude, ein großer überdachter Essbereich und, ganz neu, ein Grillplatz. Wir räumen ein, stauen, putzen, waschen. Fehlen nur noch die anderen, die mit denen man sich austauschen kann, die Tipps weitergeben, die Höhepunkte und Tiefschläge zum besten geben. Da kommen sie schon in Gestalt von Robert und Peter, die mit Peters Wagen unterwegs sind, weil Robert sein Gefährt, mit dem er zwanzig Jahre unterwegs war, gerade verkauft hat an eine junge Familie. 

Website diamanteSüdamerika bietet Raum für viele Geschichten. Da gibt es diejenigen, die immer wiederkehren, die jedes Mal Neues entdecken und besondere, geliebte Orte erneut besuchen, dann diejenigen, die immer weiterreisen wollen, ins nächste Land, ins nächste Abenteuer, und schließlich diejenigen, die genug haben, genug Erlebnisse, denn es ist auch ein heftiger Kontinent, auf dem wir uns bewegen. 

Und wir, wir gehören zu den Unentschiedenen, die einfach losfahren, die sich mehrmals am Tag anders entscheiden, was den Weg angeht, die Zufällen und Angeboten folgen. Noch wissen wir nicht, ob dies unsere letzte Reise hier sein wird oder ob wir noch einmal kommen werden, denn eines ist schon jetzt klar: Es gibt so viel zu sehen, so viele Wege zu fahren, wir werden nie alles kennen lernen, egal, wie oft wir noch zurückkehren.

Und wieder fahren wir los von einem Ort zu anderen, vom Schweizer Gasthaus mit Swimmingpool zu argentinischen Thermen, vom Naturschutzgebiet mit Badestelle zum einsamen Fluss, zum nicht mehr ganz so einsamen Fluss, auf neuen, glatten Straßen, auf ausgefahrenen mit Löchern, auf Sandwegen, auf Ripio, der sich genauso fährt, wie man das Wort ausspricht.

Wir fahren vom Schönen zum Hässlichen, vom Lieblichen zum Schroffen, vom Trubel in die Einsamkeit und alles noch einmal und in umgekehrter Reihenfolge. Acampar!