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56° 17’ 43’’ N, 25° 58’ 46’’ E
Von der kleinen Fähre führt eine Sandpiste nach Zasa. Rechts und links Felder im Nirgendwo. Der Ort ist klein, aber aufgeräumt. Doch wo ist die Mühle? Am See. Wir finden ein Internat, eine Schule und dann doch die Mühle mit dem kleinen blauen Campingschild, das in einen liebevoll angelegten Garten vor dem ruhigen See führt, in dem sich Bäume und Wolken spiegeln.
Wieder werden wir auf Deutsch empfangen. Der Besitzer Hardy ist gerade da mit seinem Neffen. Wir sind die einzigen Campinggäste, dürfen uns vor die Terrasse zwischen den Weiden an den See stellen und werden auch gleich am Abend zum Grillen eingeladen. In der Mühle sind Fechter aus Thüringen untergekommen, denn im kleinen Zasa ist ein Jugendfechtertreffen.
Zu Thüringer Bratwürsten, lettischem Bier und Wodka wird erzählt: Zuletzt gemahlen in der Mühle wurde Ende der 1980er Jahre. 2005 hat Hardy das verfallene Gebäude gekauft und Stück für Stück renoviert. Das Dach gedeckt, Fenster und Türen eingesetzt, Stahlträger abgeschmirgelt, Mauerwerk ersetzt …
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55° 53' 31'' N, 27° 8' 7'' E
Vom einsamen Nationalpark im Osten Litauens zum menschenleeren Gebiet an der weißrussischen Grenze im Osten Lettlands, wo sich die Daugava durch Birken- und Kiefernwälder schlängelt. Dorthin schickt uns das Navi in der Nähe von Kraslava zu einem Stellplatz auf privatem Gelände, direkt am Fluss. Die erste Straße dorthin ist gesperrt. An der zweiten steht ein Schild, das uns zu einer Straße in zwei Kilometern schickt. Die nehmen wir und landen auf einer Sandpiste, die an Feldern vorbei um viele Kurven immer tiefer in den Wald führt.
„Meinst du, da kommt noch was?”, fragt die zaghafte Frau. Hinter der nächsten Biegung stehen tatsächlich Holzhäuser; Hunde bellen und ein Schild weist die Wiese hinter dem Zaun als Campingplatz aus. Der junge Mann, der uns empfängt ist Berliner und organisiert Touren auf dem Fluss, im Wald und über Land. Latvia Outdoor. Gäste können mit eigenem Zelt oder Camper kommen, sie können in den Baumhäusern oder der Gästewohnung schlafen. Es gibt eine Küche, Bad und Duschen. Und es gibt einen Teich, an dem man sitzen und über die Daugava schauen kann. Baden ist auch möglich, ein wenig flussabwärts, wo die Strömung etwas nachlässt, taucht der furchtlose Mann ins Wasser. Die zaghafte Frau bleibt lieber am Ufer als schwitzendes Futter für Bremsen und Mücken. 100 % Natur.
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55° 19' 38'' N, 26° 5' 42'' E
In Kaunas wird geheiratet. Die ganze Stadt ist ein einziges Hochzeitsfest. Bräute in weiß, kurz oder lang, mit und ohne Schleier, mit Blütenkränzen im Haar. Hochzeitsgesellschaften, die mit Bussen anreisen. Brautjungfern in violett, in kornblumenblau. Fotografen, die mit den Brautpaaren die besten Plätze suchen — am Fluss, auf einer Brücke, vor einer der vielen Kirchen.
In Kaunas müssen wir uns entscheiden: zum Strand an die kurische Nehrung oder zum kleinen Aukstaitija-Nationalpark ganz im Nordosten? Die Küste kennen wir und wenn man schon mal hier ist und mobil unterwegs. Also ins Seengebiet inmitten von Wäldern, einsam und wunderschön, nur eigenartig, dass in allen drei Campingführern nur ein einziger Stellplatz für Wohnmobile angegeben ist.
Felder, durch die der Wind streicht. Wälder, an deren Straßen Pfifferlinge und Blaubeeren feilgeboten werden. Der furchtlose Mann ist entzückt und gleich darauf enttäuscht, weil die zaghafte Frau zu wenig einkauft. Kilometer und Stunden ziehen sich unter Schweigen im Wagen, bis am Ende eines Dorfes auf einem kleinen Tisch wieder Pfifferlinge und sogar ein Topf Honig stehen.
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53° 56' 34,5'' N, 21° 19' 12,8'' E
Überall Störche, zu zweit, zu dritt, zu viert drängen sie sich auf den hohen Nestern, staksen durch feuchte Wiesen und Felder, die weit über das Land gehen.
Das Paradies liegt in den Masuren, an einem der vielen Seen, in Ruska Wiesn, wo das Gras in Terrassen zum Wasser strebt. Auf den Terrassen stehen Zelte, Wohnwagen, Campmobile. Es gibt viel Platz und viel Ruhe und den Blick über den See in Sonne und Regen.
„90% der Gäste sind Deutsche, seit 40 Jahren”, sagt der Herr über Wiese und See auf der Fahrt ins nächstgelegene Städtchen Mragowo, zum Spezialisten. Meinen furchtlosen Gefährten plagt der Rücken und unser freundlicher Gastgeber übernimmt den Fahrdienst. „Dieses Jahr fehlen die Gäste. Das Wetter, die Politik. Was soll man machen?” Er baut einen Tennisplatz, aber gerade ruht die Arbeit. Es schüttet und wir drehen eine Runde durch die Stadt, bevor es zum Arzt geht. „Vier Kinder. Was soll man machen?” Der große Sohn führt ein Restaurant.