57° 29’ 26’’ N, 24° 22’ 23’’ E
Das Meer rauscht, aber noch mehr rauscht der Wind. rüttelt am Wagen, dass Wände und Bett wackeln, bläst in die Bäume, dass die Blätter knistern wie feiner Regen.
Das Meer in der Riggter Bucht begrüßt uns stürmisch, Wolken jagen vorbei, Wetterfronten ziehen auf, Wellen türmen sich. Der furchtlose Mann lässt sich davon nicht abschrecken — einmal am Tag muss er ins kühle Nass, und es sind nur ein paar Schritte hinunter zum Strand.
Ein junges Team betreut den Campingplatz, Zelte haben Priorität und mit ihnen die jungen lettischen Familien, die Regen und Sturm ebenfalls nicht schrecken. Für Kinder ist es fantastisch, ein weites Feld zum rennen und fahrradfahren, ein Spielplatz und das Meer zum in den Wellen hüpfen, danach ein Eis in der Bar. Dort gibt es neben Latte macchiato und Burgern auch kalte Rote-Beete-Suppe und warme Blutwurst mit Preiselbeergelee und Sauerrahm.
Wir lassen uns durchpusten und machen lange Spaziergänge am Strand.
Irgendwann geht es doch weiter, auf der Via Baltica nehmen wir Tramper mit, ein junges polnisches Paar Anfang zwanzig. Monika und Bartek studieren in Lublin und reisen mit Rucksack und Zelt durch das Baltikum. Kaunas, Wilna, Riga liegen hinter ihnen, nun wollen sie nach Tallinn und fahren mit uns bis Pärna. Sie kennen Berlin ein wenig, wir kennen ein paar polnische Städte, frischen alte Trampererinnerungen auf. Für Monika und Bartek klappt es besser als gedacht, viele halten an und nehmen sie ein Stück mit. Sorgen macht den jungen Leuten die Politik, sie hoffen auf einen Wechsel. Arbeit werden sie mit ihren Fächern wohl finden. „Kein Problem”, sagt Bartek. „In Polen oder in Deutschland.” Zum Abschied bekommen wir ein Postkarte von Lublin und einen Link für „wilde” Campingplätze in Estland.
Vielleicht besuchen uns die beiden im Winter.