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Meeresrauschen in Tuja
57° 29’ 26’’ N, 24° 22’ 23’’ E
Das Meer rauscht, aber noch mehr rauscht der Wind. rüttelt am Wagen, dass Wände und Bett wackeln, bläst in die Bäume, dass die Blätter knistern wie feiner Regen.
Das Meer in der Riggter Bucht begrüßt uns stürmisch, Wolken jagen vorbei, Wetterfronten ziehen auf, Wellen türmen sich. Der furchtlose Mann lässt sich davon nicht abschrecken — einmal am Tag muss er ins kühle Nass, und es sind nur ein paar Schritte hinunter zum Strand.
Ein junges Team betreut den Campingplatz, Zelte haben Priorität und mit ihnen die jungen lettischen Familien, die Regen und Sturm ebenfalls nicht schrecken. Für Kinder ist es fantastisch, ein weites Feld zum rennen und fahrradfahren, ein Spielplatz und das Meer zum in den Wellen hüpfen, danach ein Eis in der Bar. Dort gibt es neben Latte macchiato und Burgern auch kalte Rote-Beete-Suppe und warme Blutwurst mit Preiselbeergelee und Sauerrahm.
Wir lassen uns durchpusten und machen lange Spaziergänge am Strand.
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Mühlenglück
56° 17’ 43’’ N, 25° 58’ 46’’ E
Von der kleinen Fähre führt eine Sandpiste nach Zasa. Rechts und links Felder im Nirgendwo. Der Ort ist klein, aber aufgeräumt. Doch wo ist die Mühle? Am See. Wir finden ein Internat, eine Schule und dann doch die Mühle mit dem kleinen blauen Campingschild, das in einen liebevoll angelegten Garten vor dem ruhigen See führt, in dem sich Bäume und Wolken spiegeln.
Wieder werden wir auf Deutsch empfangen. Der Besitzer Hardy ist gerade da mit seinem Neffen. Wir sind die einzigen Campinggäste, dürfen uns vor die Terrasse zwischen den Weiden an den See stellen und werden auch gleich am Abend zum Grillen eingeladen. In der Mühle sind Fechter aus Thüringen untergekommen, denn im kleinen Zasa ist ein Jugendfechtertreffen.
Zu Thüringer Bratwürsten, lettischem Bier und Wodka wird erzählt: Zuletzt gemahlen in der Mühle wurde Ende der 1980er Jahre. 2005 hat Hardy das verfallene Gebäude gekauft und Stück für Stück renoviert. Das Dach gedeckt, Fenster und Türen eingesetzt, Stahlträger abgeschmirgelt, Mauerwerk ersetzt …
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An den Ufern der Daugava
55° 53' 31'' N, 27° 8' 7'' E
Vom einsamen Nationalpark im Osten Litauens zum menschenleeren Gebiet an der weißrussischen Grenze im Osten Lettlands, wo sich die Daugava durch Birken- und Kiefernwälder schlängelt. Dorthin schickt uns das Navi in der Nähe von Kraslava zu einem Stellplatz auf privatem Gelände, direkt am Fluss. Die erste Straße dorthin ist gesperrt. An der zweiten steht ein Schild, das uns zu einer Straße in zwei Kilometern schickt. Die nehmen wir und landen auf einer Sandpiste, die an Feldern vorbei um viele Kurven immer tiefer in den Wald führt.
„Meinst du, da kommt noch was?”, fragt die zaghafte Frau. Hinter der nächsten Biegung stehen tatsächlich Holzhäuser; Hunde bellen und ein Schild weist die Wiese hinter dem Zaun als Campingplatz aus. Der junge Mann, der uns empfängt ist Berliner und organisiert Touren auf dem Fluss, im Wald und über Land. Latvia Outdoor. Gäste können mit eigenem Zelt oder Camper kommen, sie können in den Baumhäusern oder der Gästewohnung schlafen. Es gibt eine Küche, Bad und Duschen. Und es gibt einen Teich, an dem man sitzen und über die Daugava schauen kann. Baden ist auch möglich, ein wenig flussabwärts, wo die Strömung etwas nachlässt, taucht der furchtlose Mann ins Wasser. Die zaghafte Frau bleibt lieber am Ufer als schwitzendes Futter für Bremsen und Mücken. 100 % Natur.