52° 30' 29'' N, 13° 22' 21'' E
Die Wohngemeinschaft in Kollektivet (Thomas Winterberg) ist mit allen Schrullen nur der Hintergrund für die Geschichte vom Zerbrechen einer Familie, der Beinahe-Zerstörung einer Frau, für deren Darstellung Trine Dyrholm völlig zu Recht den Silbernen Bären erhalten hat. Mit einem Glas Wein sitzt sie am Tisch der Wohngemeinschaft, die sie wollte, der sie den Einzug der Freundin ihres Mannes vorgeschlagen hat, und fleht die junge Frau nun an, ihn ihr ab und zu im Bett zu überlassen. Sie kann sich nur selbst retten, nicht aber ihre Ehe. Und ausgerechnet die pubertierende Tochter ist die Einzige, die das klar sieht.
In Saint Amour (Benoit Delépine, Gustave Kervern) gehen Vater und Sohn auf eine Weinreise, die sie auf recht eigenartige Weise wieder zusammenbringt. Liebevoll begleitet der Film sie bei skurrilen Begegnungen, feiert in ganz eigener Art die Liebe und zeigt den in seiner Vaterrolle aufgehenden Gérard Depardieu, der seiner lang verstorbenen Frau auf den Anrufbeantworter spricht.
Ein ganz anderer Vater ist der Patriarch eines Maori-Clans in Mahana (Lee Tamahori) im Neuseeland der 60er Jahre. Streng, keinen Widerspruch duldend, gewalttätig. Bildung bringt seinen Enkel zur Auflehnung, Liebe und Mut behaupten sich gegen die Gewalt. So wie am Anfang die Fahrt zu einer Trauerfeier in einer Kirche plötzlich zum gefährlichen Rennen wird, bei dem Rücksichtslosigkeit den Sieg davonträgt, wird die Trauerfeier vor einem Wharenui am Ende des Films zu einem Ort der Versöhnung. Die letzte Szene ist eine Einladung ins Kino. Ein guter Schluss für ein Filmfestival.