Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

52° 29' 38'' N, 13° 19' 34'' E

 

 

website blog 80Kalt pfeift der Wind am Eingang zur Kirche, in dicken Jacken und Mützen steht ein kleines Häuflein Musikbegeisterter schon eine Stunde vor Beginn vor den hohen Türen.

Von Lagunen und Fjorden …

Advent ist die Zeit der Konzerte, alle Chöre der Stadt und viele Chöre aus aller Welt haben ein Weihnachtsprogramm, und zwischen all den Kantaten, Oratorien und Messen ist mir die gewagte Kombination aus Vivaldi und neuer nordischer Chormusik aufgefallen. Deshalb frieren wir hier und ergattern gerade noch zwei Plätze am Rand, direkt neben den Heizungsgittern im Boden, aus denen zumindest bis zum Konzertbeginn noch warme Luft strömt, denn trotz der vielen Menschen, die singen, musizieren und lauschen ist die Kirche am Hohenzollernplatz wie alle Kirchen recht kühl.

Schon immer gehörte für mich zu Weihnachten auch Musik, zu allererst Weihnachtslieder natürlich, meist in der Kirche, in die wir am Heiligabend das einzige Mal im Jahr gingen. Zu Weihnachten bekam ich auch meine erste Platte, „Lieder unserer Zeit in Licht und Schatten”, von denen mir „Die Moorsoldaten” und „Johnny Tambour” noch in Erinnerung sind- Wahrscheinlich wurde damals der Grundstein zu meiner Vorliebe für eher melancholische Melodien und Texte gelegt, fröhlich war kein Lied auf der Platte. Die LP war ein Sampler, dessen Erlös komplett ans Deutsche Rote Kreuz ging, es war eben Weihnachten.

In der Oberschule hörten wir im ansonsten eher faden Musikunterricht jedes Jahr zur Adventszeit das Weihnachtsoratorium von Bach, alle sechs Teile mit den Noten auf den Knien, von denen Frau B. extra einen Satz angeschafft hatte. Nicht alle waren begeistert, aber mir gefiel es, gefällt es bis heute, sehr zum Unmut meiner Kinder, die weder jauchzen noch frohlocken, wenn Arien und Chöre durchs Haus schallen. In die Oberschulzeit fällt auch die Uraufführung der „Weihnachtskantate für junge Leute” 1972 in unserer Aula. Der RIAS schnitt das Konzert mit, das auf Platte gepresst wurde und sogar als Schmuggelgut in die DDR gelangte. Was waren wir stolz, in den Jubel ganz modern auch Zweifel eingebracht zu haben.

Vierzig Jahre später präsentiert der Hugo-Distler Chor die gewaltigen Lobpreisungen Vivaldis, dann tönen zartere Klänge durchs Kirchenschiff. Oslo Voices singen Worte, die ich nicht verstehe. Ganz wunderbar ist es dennoch, stärker die Stimmen, glasklar und doch miteinander — warm wird mir, so einfach kann Glück sein.

Jul, jul, strålande jul!

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