53° 44' 10'' N, 14° 3' 2'' E
Wieder unter dem Ostseehimmel, wieder auf Ostseewasser - fast, wieder in Ostseesonne und -wind. Das letzte Drittel unseres Sabbaticals verbringen wir auf dem Boot, segeln in Richtung Norden.
Zu Himmelfahrt kann man im Nordosten Glück oder Pech mit dem Wetter haben. Wir beginnen mit dem Pech und drei Lagen Fleece, als die Volver ins Wasser gelassen wird, und sind einen Tag später im sonnigen Glück. Nur gut, denn wir räumen ein und putzen die Blätter vom Boot, die der letzte Sturm hinterlassen hat. Und auch gut für die Männergruppen, Familien und Paare, die am Herrentag oder Vatertag oder Himmelfahrt, auf jeden Fall an einem Donnerstag Ende Mai zu Wasser und auf dem Land unterwegs sind.
Wir setzen die feste Scheibe ein, schlagen die Segel an und putzen. Siebziger Jahre Schlager tönen von Flößen und aus Zelten, da und dort wird gebohrt und geschmirgelt. Am Abend singt das Pomerania Ensemble aus Stettin sakrale Musik Europas aus dem 16. und 17. Jahrhundert vor bunt gemischtem Publikum. Grenzübergreifende Kultur wird hier großgeschrieben, schließlich gehört das Haff auch beiden Ländern, und sowieso wehen an diesem Wochenende skandinavische, baltische und polnische Fahnen an der Hafenmole zum Fest am Haff.
Wir kaufen Proviant, stauen gut und lange, denn was fallen kann, das fällt auch, spätestens bei der ersten Schräglage. Im nun segelfertigen Boot findet der Kapitän auf jeden Fall noch etwas zum Verbessern und die Seefrau etwas zum Putzen. Bei der nächsten Brückenöffnung fahren beflaggte Schiffe in die nicht besonders breite Gasse zwischen den Steganlagen. Schön schaut das aus, bunt auf jeden Fall, und spannend wird es, als das große Segelschiff am Anfang der Parade wendet und sich im Bugspriet eines anderen verfängt. Der Knall lässt alle zusammenzucken, Metall schabt auf Kunststoff, Draht kratzt auf Holz, dann trennen sich die Schiffe zerschrammt und gestaucht.
Der Himmel ist immer noch blau, die Sonne scheint warm. Morgen legen wir ab.