Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

53° 44' 10'' N, 14° 3' 2'' E

 

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Sonnenschein, weiße Schaumkronen auf Ostseeblau und ein kräftiger Wind — wenn er doch bloß aus der richtigen Richtung käme.

website blog 174Als würde auch das Wetter uns in Schweden halten wollen, unseren langen Urlaub noch ein wenig strecken, die zeitlose Zeit noch ein wenig ausdehnen wollen. So ganz ungelegen kommt uns das nicht, noch taucht nach Gewittern und Regen die Sonne wieder auf, noch sind Luft und Wasser warm, noch lockt der lange Strand, die köstliche Rökerie am Fischerhafen und das kleine, aber feine Restaurant en gaffel kort. Simrishamn ist für viele deutsche und dänische Schiffe ein Zwischenstopp auf dem Weg die Ostküste hoch und oft der letzte Stopp auf dem Weg zurück in die Heimat gen Süd oder Südwest, also dahin, woher es schon einige Tage weht. Immer mehr deutsche Flaggen sammeln sich im Hafen, auf den Booten werden Strategien abgewogen.

Warten auf die Richtungsänderung, irgendwann muss der Wind doch drehen? Strecke machen in der Nacht mit Motor, weil dann der Wind abflaut und die Wellen sich beruhigen? Wir haben inzwischen drei Seewetterberichte (deutsch, schwedisch und den Windfinder), was aber nichts nützt, kein einziger sagt ein Zeitfenster voraus, mit dem die langen Schläge angenehm zurückzulegen wären. Vielleicht ein früher Aufbruch am Morgen, wenn die See noch ruhig ist und der Wind noch schläft.

Nachts um zwei wecken uns helle Blitze, Donner und Sturmböen, die an den Leinen zerren. Die Schwimmstege quietschen, und am Morgen fehlt ein Kissen — kein Törn, und die Wetterberichte werden immer schlechter. Es hilft nichts, unter Regenwolken segeln wir zumindest schnell die nächsten Etappen. Die Volver ächzt bei jeder Welle, die sie hochhebt und dann aufs Wasser schlagen lässt, wir ächzen mit, unser dritter Seemann hält wacker das Steuer. 

website blog 173„Sollten wir nicht reffen?” Und schon drückt uns die Böe auf die Seite, duscht uns Meerwasser. Wir verkleinern die Segel, und lösen das Reff eine halbe Stunde später wieder. Dann ist die nächste Gewitterfront da und das Spiel beginnt von Neuem, wiederholt sich noch einige Male auf siebzig Seemeilen in zwölf Stunden. Immer schneller geht das, die Übung macht es eben, Kapitän und Seefrau kommen ins Schwitzen, aber immerhin segeln wir.

Am nächsten Tag muss dann der Motor zeigen, was er kann gegen Wind und Welle auf dem Haff, und dann — dann sind wir nach zehn Wochen einfach da, dort, wo der Törn begann, dort, wo wir vor elf Monaten schon einmal nach einem Ostseesommer angelegt haben: in Ueckermünde. Hier endet unser Jahr der Reisen, der Zeit für uns und für eine Fülle von Erfahrungen. Der Himmel reißt auf und die Abendsonne begrüßt uns.

 

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