Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 
  • Wildes Saaremaa

    58° 29’ 58’’ N, 21° 54’ 53’’ E

     

    website blog 252Das Ziel unserer baltischen Reise rückt näher. Auf einem netten Campingplatz zu übernachten ist schön, nah an einem See oder dem Meer ist es noch schöner, aber am schönsten ist es ganz allein mitten in der Natur — „wild” auf Saaremaa, der größten Insel Estlands.

    Natürlich gibt es dort inzwischen auch Hotelanlagen mit Spa-Bereichen, gute Restaurants (wir essen im Kurhaus, das auch wirklich so heißt) und Geschäfte, in denen man vor allem auf Saaremaa hergestellte Waren erwerben kann, Bio-Seifen und -Cremes, Wollkleidung, Bier — ja, die Insel hat auch eine kleine Brauerei — und alles, was an Konfitüren und Gelees, Saucen und Senf, sowie anderen Köstlichkeiten herzustellen ist. Das ist der Süden der Insel mit der Hauptstadt Kuressaare an der Rigaer Bucht.

    Der Norden ist wild geblieben. Vogelschutzgebiete und Kliffs säumen die Küste am offenen Meer. Der Wald weicht zurück, die Straße wird zur Sandpiste und am Rand tauchen die kleinen Holzpfeile des RNK auf, mit denen Stellen bezeichnet werden, wo man picknicken und auch übernachten kann. Es gibt Bänke und Tische, meist sogar überdacht, einen Holzofen und Holz, Mülleimer und Trockenklo. und vor allem gibt es Platz. Der furchtlose Mann fährt in den kleinen Weg, über Wurzeln hinweg und unter Kiefernästen hindurch, bis wir auf Kieseln direkt am Wasser in einer der vielen Buchten stehen. Idyllisch bis zum nächsten Mittag, denn mit der warmen Sonne kommt auch allerlei stechendes Getier.

  • Eastland

    37° 41' 31'' S, 178° 32' 39'' E

     

     

    website blog 110Angefangen hat es schon eine ganze Weile vor Napier. Blankgeputzte, chromglänzende Oldtimer rollten auf dem Highway durch die Kurven. In Napier strahlen die Art Deco Fassaden um die Wette, blitzen Bleiglasfenster und -türen. Zurück in die Zwanziger mit jedem Meter — vorbei an Geschäften und Lokalen, an einem Freibad und einem Brunnen im Park am Pazifik. Jede Minute könnten Daisy und Gatsby um die Ecke kommen. Aber es ist keine Filmkulisse, sondern eine lebendige Stadt, deren Fassaden nach einem Erdbeben 1931 akribisch restauriert und seither gehegt und gepflegt wurden als Attraktion der Art Deco Hauptstadt.

    Sechzig Kilometer weiter in Gisborne sind wir nur noch zwei Längengrade von der Datumsgrenze entfernt, an der die Zeit einen Tag zurückspringt, sind also dem Rest der Welt voraus.

    Be the first to see the light.

    website blog 113Hier beginnt Eastland, der östlichste Landesteil Neuseelands, Maoriland. Achtzig Prozent des Landes gehören Maori, in der dünn besiedelten Gegend stellen sie den größten Bevölkerungsanteil. Im Landesinnern Wälder und Farmen, an den Küsten Bucht an Bucht, weite Strände, Wellen, auf denen Surfer gleiten. Steile Klippen, grandiose Blicke hinter engen Kurven, Schotterstraßen, die vor einem Gatter enden.

    Keep out. Unmissverständlich auf einem Schild am Zaun.

    Wir lernen eine neue Art des Freedom-Camping kennen — mit Müllentsorgungsgebühr. Ab Gisborne gibt es entlang der Küste festgelegte Plätze, für die man sich im Voraus ein Permit und den blauen Müllbeutel holen muss. So landen wir in der Waipiro Bay auf einer kleinen Wiese unterhalb von Kirche, Friedhof und Marae, an die das Meer bei Flut bis auf einen Meter heranschwappt. Mächtig rollt sie heran — einen Augenblick wird es ganz still, das Bild friert ein,  und dann schäumt und brodelt es erneut, leckt an angeschwemmten Holz und Dünensand. Nachts sinken die Sterne zum Meer.

  • Von der Tasman Sea zum Pazifik

    39° 25' 57'' S, 176° 52' 25'' E

     

     

    website blog 108On the road again …

    Entgegen allen Plänen haben wir den Aufenthalt in Wellington aufs Doppelte verlängert, haben die Stadt und die Annehmlichkeiten einer festen Behausung genossen und beginnen unsere Fahrt über die Nordinsel mit einer Schleife an die Westküste. Unser Ziel ist Te Horo Beach, denn dort lebt Fiona.

    Fiona ist Flinchlock® Release Therapeutin, eine neuseeländische Form der Behandlung erstarrter Strukturen im Knochengerüst, und kennengelernt haben wir sie auf dem Underground Market in Wellington, wo man samstags nicht nur alle möglichen Dinge kaufen kann, sondern auch Massagen und virtuelle Realität ausprobieren kann. Da Stadtspaziergänge Gift für den Rücken des Gatten sind, war die Gelegenheit günstig, und der Erfolg führt uns nun an die Strände der Kapiti Bay.

    Am Abend machen wir zum ersten Mal die Bekanntschaft eines privaten Sicherheitsdienstes, denn am wunderschönen Strand von Te Horo ist Freedom Camping verboten. Falls wir aber Alkohol getrunken hätten, könnten wir bis zum Morgen bleiben. Haben wir und können so in Ruhe den Sonnenuntergang am mit Holzstücken übersäten Strand betrachten.

    website blog 109Mehr Leute, mehr Regeln und mehr Verkehr gibt es auf der Nordinsel, mehr Sonne soll es auch geben. In vier Tagen beginnt der Herbst, also schnell quer über die Insel zu den Pazifikstränden und, wie sich auf dem Weg herausstellt, zu dichten Wolken und Regentropfen. Nach einer weiteren Nacht auf einem, diesmal offiziellen, Platz zum freien Campen ist der nächste Stop eine Dumping-Station — zwei Tage sind echt das Maximum für Schmutzwassertank und Toilette. Öffentliche Entsorgungstellen gibt es genügend, doch die nächste ist voll und deshalb gesperrt, weshalb wir noch ein Stück weiter nach Norden fahren und zu Mittag auf einem Campingplatz am Meer stehen, etwas erhöht über dem schwarzen Strand, auf den die Wellen donnern. Ein paar Stunden später zeigen sich blaue Flecken am Himmel, wärmen uns Sonnenstrahlen, werden die Wellen zahmer. Der Strand gehört uns allein, das Meer ist wunderbar … und es gibt keine Sandfliegen, na ja fast keine.

  • Great Alpine Highway

    42° 45' 59'' S, 171° 37' 24'' E

     

     

    website blog 104Die Straße über den Arthur's Pass ist der schnellste, höchste und schönste Übergang von West nach Ost. Geradezu grandios wird er, wenn sich die grauen Wolken teilen, wenn der Regen im Westen zurückbleibt und vor uns nur noch blauer Himmel und endlose Bergketten liegen.

    An diesem Sonnabend sind nicht nur Touristen mit Campmobilen oder als Gruppen auf Motorrädern unterwegs, sondern auch heimische Wochenendausflügler sowie Radfahrer, die ein Rennen austragen. Mutig in den steilen Kurven und auf den engen, einspurigen Brücken, doch aufmerksam bewacht von jeder Menge Streckenposten.

    Hinten im Tal fährt ein Zug wie ein Spielzeugeisenbahn. Im weiten Nichts plötzlich ein See und ein Rastplatz. Am Lake Pearson stehen Zelte, ein kleines Segelboot kreuzt im Wind. Untereinem Baum ein schattiger Platz mit Blick auf den See und fast keinen Anfliegen — wunderbar.

    website blog 103I don't want to block your view, but I like to camp at the shore.

    Tim hat seine Frau und zwei Kinder dabei, und wie sich herausstellt, auch einen Arbeitskollegen und dessen zwei Freunde. Schon stehen zwei Wagen und drei Zelte neben uns. Aber sie seien ruhige Nachbarn, beteuern sie. Die Kinder springen im Wasser, die Männer flippen Steine. Tim ist begeisterter Freedom-Camper wie viel Neuseeländer. Leider gehe die Zahl der Plätze immer mehr zurück, weil ein paar Leute sich nicht an die Regeln hielten.

    Ich frage, ob die vielen Touristen nicht nerven, die ebenfalls die schönen Plätze besetzen.

    Oh, no, Kiwis are friendly people, they like to help.

    Es gefällt ihnen, wenn Fremden ihr Land und ihr Way of life gefällt. Und mir Berliner Stadtkind gefällt es hier, mit so viel Platz unter freiem Himmel zwischen freundlichen Neuseeländern.

  • Freedom am Lake Pukaki

    44° 9' 57'' S, 170° 12' 48'' E

     

     

    website blog 94Ein See wild wie ein Meer, fast. Der Wind von den Bergen treibt die Wellen an den Kieselstrand. Braun und grau ragen die Berge über dem leuchtend grünen Wasser auf, und ganz am anderen Ende durchbricht der Aoraki die Wolken. Lange Zeit hieß der höchste Berg Neuseelands Mount Cook, nun trägt er auch wieder den Maori-Namen.

    Für uns ist der Lake Pukaki die erste Station als Freedom-Camper. Wenn es nicht ausdrücklich verboten ist, kann man mit einem Wohnmobil, das über Toilette und Schmutzwassertank verfügt, überall in Neuseeland campen. Hier am See besonders schön, weit genug weg von der Straße und mit Blick auf die Berge, ein Logenplatz mit Wellengeplätscher, schon vom Platzangebot eine Alternative zu den Campingplätzen, wo man häufig Tür an Tür steht. Wir brauchen zwei Anläufe, um den Platz zu finden, natürlich gibt es keine Schilder, nur andere Camper, die dort stehen.

    Abends füllt sich auch dieser Ort, doch achten alle darauf, keinem anderen die Sicht zu nehmen, und verteilen sich großzügig im Gelände. Neuseeländer, Spanier, Chinesen und Deutsche in Caravans, Campervans, Autos und Zelten, denn im nahen Wäldchen gibt es eine Trockentoilette, streng nach Gents und Ladies aufgeteilt, aber dennoch spätestens am Morgen nur für absolut geruchsunempfindliche Menschen zu benutzen.

    Doch der Blick ist fantastisch, weit über den See, bis die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind. Wunderbar ist auch ein Bad am Abend und am Morgen im recht frischen Wasser — jedenfalls nach Aussage des Gatten. Mir genügt ein Fußbad nach einer vierstündigen Wanderung zum Gletschersee und zurück.

     

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.