54° 47' 45'' N, 18° 25' 30'' E
Der wolkenverhangene Himmel an der Westspitze der Danziger Bucht ist nicht ungewöhnlich. Im Sommer heizt sich das flache Putziger Wirk hinter der Halbinsel Hel auf und gibt Feuchtigkeit in die Luft ab, wo sie auf die kühleren Temperaturen über der kalten Ostsee trifft. Nur schemenhaft sind Türme und ferne Schiffe zu sehen. Doch Wattehimmel und Quecksilberwasser passen gut zur Stimmung, denn wieder einmal sind wir auf dem Weg zu einer Werft, wieder kommt die Volver an Land und wieder einmal ist nicht klar, wie viel und in welchem Zeitraum repariert werden muss.
Nun dringt der Kapitän auch bei wenigem Wind auf Segeln, um das Getriebe zu schonen, und die Seefrau, die sonst gerne mit zwei Knoten übers Wasser schaukelt, möchte den Motor anwerfen, um schnell voranzukommen und hoffentlich bald die Fahrt fortzusetzen.
Je weiter wir nach Osten kommen, desto weniger Booten begegnen wir auf See, desto bekannter sind die Boote im Hafen. Alle haben den gleichen Wind, viele haben dasselbe Ziel. Für normale Ferientörns ist der Weg zu weit, hier ist man unterwegs, so lange der Sommer oder wenigstens erträgliche Temperaturen dies zulassen. Das Leben reduziert sich auf die einfachen Dinge: eine warme Dusche, erreichbare Grundnahrungsmittel und wenig Wellen im Hafen, damit man nachts schlafen kann — bis dann um sechs Uhr morgens die Fischer ablegen.
Ganz unterschiedliche Crews sind unterwegs: ältere Ehepaare, reine Männermannschaften und Alleinsegler, ebenfalls männlich — Aussteiger auf Zeit wie wir, die das noch fremde Nachbarland erkunden. Deutsche, schwedische, dänische und sogar lettische Fahnen flattern neben polnischen in den Häfen an der flachen Küste, in die man bei viel Wind weder hinein noch heraus kommt.
Am Steg fallen mir die Comics der Peanuts ein, da gibt es die schicken, sauberen Schiffe wie Lucy, die nicht so schicken, aber ordentlichen wie Charlie Brown, und unsere Volver, die mir oft so vorkommt wie der Typ mit der Staubwolke, von dem ich immer den Namen vergesse, als gäbe es unter der Plastikschale einen Magneten für Staub, Schmiere und Sand.