43° 23' 3'' S, 170° 11' 10'' E
Von Südosten nach Nordwesten über den Presidential Highway zwischen Clinton und Gore (die Orte heißen wirklich so, und ein Schild kündigt auf zwei mal zwei Metern die präsidiale Schnellstraße an). Das ist dann auch das Spektakulärste an der Fahrt durch hübsch hügeliges Land, in dem nichts, aber auch gar nichts zum Verweilen einlädt.
Da sind Wakatipu und Havea schon verführerischer, große, langgestreckte Seen mit Wiesen und Bäumen am Ufer und genug Platz für Campervans. Essen am Strand, Schwimmen im See — na ja bis zum Bauchnabel war ich drin. Noch nach Sonnenuntergang bleibt es hell, lang fällt der Blick durch die Wagenfenster auf das ruhige Wasser und steile Berge, die vor den Westwinden und dem Regen abschirmen, weshalb es in Queenstown und Umgebung meist zwei Grad wärmer als in anderen Landesteilen ist.
Doch was wäre Neuseeland ohne Regen? Hinter dem Haast Pass macht der Regenwald seinem Namen alle Ehre, die Gletscher Fox und Franz-Josef verschwinden in niedrigen Wolken, die fast die Erde berühren; von Farnen und Sträuchern, von Palmen und hohen Bäumen tropft es stetig. Hier wird uns Freedom-Camping oder die Übernachtung auf den naturnahen DOC-Plätzen, die sich zudem meist als Sandfliegenparadiese erweisen, doch zu rau und ungemütlich. Wir fahren auf einen Holiday Park mit Restaurant, Whirlpool und blitzeblanken Sanitäranlagen.
In kleinen und großen Blockhütten, farngrün oder borkenbraun, Unterkünfte und Gemeinschaftsräume, Rezeption und Restaurant wie in einem kleinen Dorf im Regenwald. Auch die Wagen stehen in grünen Blätterhöhlen. Am Abend sitzen wir am Feuer mit jungen Backpackern, älteren Campern und gemischten Reisegruppen, atmosphärisch zwischen den Siebzigern — was an Neil Young, Bob Dylan und Janis Joplin im Hintergrund und vielen jungen Männern mit langen Haaren und Bärten liegen mag — und dem 21. Jahrhundert mit italienisch angehauchten Speisen und Cocktails, sowie Smartphones in jeder zweiten Hand, denn außerhalb der Villages bei den Gletschern zeigen die Displays über Hunderte von Kilometern kein Netz an.
Der Regen macht eine Pause, zwischen weißen Wolken ein Stück blauer Himmel, bevor es Nacht wird. Im Campervan bullert die Gasheizung.