53° 56' 34,5'' N, 21° 19' 12,8'' E
Überall Störche, zu zweit, zu dritt, zu viert drängen sie sich auf den hohen Nestern, staksen durch feuchte Wiesen und Felder, die weit über das Land gehen.
Das Paradies liegt in den Masuren, an einem der vielen Seen, in Ruska Wiesn, wo das Gras in Terrassen zum Wasser strebt. Auf den Terrassen stehen Zelte, Wohnwagen, Campmobile. Es gibt viel Platz und viel Ruhe und den Blick über den See in Sonne und Regen.
„90% der Gäste sind Deutsche, seit 40 Jahren”, sagt der Herr über Wiese und See auf der Fahrt ins nächstgelegene Städtchen Mragowo, zum Spezialisten. Meinen furchtlosen Gefährten plagt der Rücken und unser freundlicher Gastgeber übernimmt den Fahrdienst. „Dieses Jahr fehlen die Gäste. Das Wetter, die Politik. Was soll man machen?” Er baut einen Tennisplatz, aber gerade ruht die Arbeit. Es schüttet und wir drehen eine Runde durch die Stadt, bevor es zum Arzt geht. „Vier Kinder. Was soll man machen?” Der große Sohn führt ein Restaurant.
Die Ambulanz ist voll und der Arzt noch nicht da. Die Sprechstundenhilfe wuselt heraus und wieder hinein, durch den engen Flur in ein anderes Zimmer. keine Zeit, sie anzusprechen. Auf den Bänken unterhalten sich die Leute. Im Flur davor stehen sie in Gruppen. Wir stellen uns dazu. Der Arzt arbeitete noch im Krankenhaus, erfährt unser Begleiter von zwei jungen Männern, die mit einer älteren Dame da sind. „Zu wenig Leute, wer kann, arbeitet im Westen”, sagt sie. Wir warten. Die Sprechstunde beginnt eine Stunde später als normal und das Wartezimmer leert sich schnell. Ein Mann bietet seine Hilfe als Übersetzer an, und so betreten wir zu sechst den Behandlungsraum.
Zwei Minuten später sind wir auf dem Weg zurück ins Paradies, in dem am Abend die Sonne scheint und jeden Morgen selbst die zaghafte Frau ein Bad im See nimmt.