52° 27' 33'' N, 13° 18' 35'' E
Im Haus riecht es nach Curcuma, Koriander, Cumin, Muskatnuss und Zimt, nach Zwiebeln und Knoblauch. Alles brutzelt in Ghee und wartet auf das Gemüse. Richtig, ich koche Curry, genauer gesagt indisches Curry und ganz genau gesagt ayurvedisches Curry.
Zwischen fünfzig und sechzig gelang der Körper an die Verschleißgrenze, da muss man sich nichts vormachen, Zipperlein stellen sich ein, manches geht für immer verloren, manches Straffe fällt der Schwerkraft zum Opfer. Um fit und gesund zu bleiben, bedarf es Anstrengung, auch wenn man das Glück hat, von schweren Krankheiten verschont zu bleiben.
Ayurveda, das Wissen vom Leben, ist eine der ältesten bekannten Heilkünste —Gesundheitsvorsorge, Reinigung und Behandlung von Krankheiten durch Ölmassagen, Kräuter und Tinkturen, Yoga und Meditation und nicht zu vergessen, auch durch eine individuell abgestimmte Ernährung. Ein Rundum-Paket sozusagen.
Sehr vereinfacht geht es darum, die angesammelten Schadstoffe im Körper wieder loszuwerden, erst zu lösen und dann auszuscheiden. Und nach so einer Kur, die mindestens zwei, am besten drei Wochen dauern sollte, ist idealerweise das Prakriti, das jedem Menschen ganz eigene Muster der drei energetischen Zustände, Doshas genannt, wieder in dem Gleichgewicht, das von Geburt an vorhanden ist. Dabei ist Vata für die Bewegung zuständig, Pitta für Verdauung und Kapha für Wachstum.
Kurzum eine Ayurveda-Kur steht uns bevor, siebzehn Tage in Indien, kein Spaziergang, wie wir aus Erfahrung wissen, eher ein gründliches Durchschütteln innen und außen. Hinter uns liegt das Abenteuer der Visa-Beschaffung. Da gibt es Vermittlungsagenturen, die zur Visagebühr noch einmal das Doppelte draufschlagen, man kann auch zu den autorisierten Büros gehen oder Pass, Foto und Antrag hinschicken, das kommt dann billiger. In beiden Fällen prangt nach einer gewissen Bearbeitungszeit in den meisten Fällen der ersehnte Stempel im Pass. Seit kurzem gibt es ein Tourist Visa on Arrival im Netz, für das man aber auch die richtigen Fotos braucht, einen guten Scanner, viel Geduld am Rechner, wenn das System einen rausschmeißt, und Fragen zu Eltern und Großeltern beantworten muss. Einen Tag später kommt das TVoA per Mail, und mit dem umspektakulären Blatt Papier in der Hand werden wir dann am Flughafen in Cochin hoffen, dass man uns dort den Pass stempelt. Ein bisschen Abenteuer muss schließlich sein.
Das Gemüse ist inzwischen fertig. Es duftet und schmeckt nach Indien. Morgen fliegen wir.