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Sinn und Zweck — Sonntag in Berlin
52° 28' 25'' N, 13° 24' 19'' E
Grün sprießt in Überfülle, flutet Bäume und Gärten, bunte Folien, Flaschen und Pappen quellen auf Mülleimer an Seen und liegen als Potpourri am Weg, über den die Laufschuhparade rennt, joggt oder walkt.
Wir leben im Überfluss, hecheln dem Optimum hinterher, und ein bunter Strauß an Widersprüchen, Halbwahrheiten und schierem Blödsinn quillt täglich an allen Ecken und Enden hervor, liegt mündlich, schriftlich und virtuell am Weg.
I'm an alien … ein Jahr raus aus dem üblichen Trott.
Sogenannte Sachbücher blasen Stammtischparolen in Bestsellerlisten, junge Mädchen posten Selfies vom thigh-gap, einem luftleeren Raum zwischen den Oberschenkeln, der früher nur Modells und Barbiepuppen vorbehalten war. Europa baut sich zu einer Festung aus, die Groko macht Geschenke statt Politik und verhandelt hinter geschlossenen Türen über Abkommen, die es Unternehmen erlauben, aufgrund entgangener Gewinne gegen Gesetze zu klagen.
Und dann wählt Europa Rechtspopulisten, als hätte es Faschismus nie gegeben, als wären Fremde das Problem und nicht eine längst überholte Wachstumsdoktrin, die alles dem Zweck unterordnet und den Sinn verliert.
Doch schwarz ist nicht alles, es gibt auch bunt: Ein Feld bleibt frei, dank der Initiative von 100% Tempelhofer Feld. Berlin wählt Platz statt Prestige, Sinn statt Zweck. Super.