Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 
  • Landgang

    18° 5’ 58’’ N, 15° 58’ 16’’ W

    website blog 281Im Hafen von Vigo dürfen wir von Bord. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Kreuzfahrtschiffe laufen Häfen an, damit die Passagiere sich den Ort anschauen können, Frachter dagegen laufen Häfen an, um Fracht zu löschen oder zu bunkern. Ob die wenigen Passagiere an Land kommen hängt dabei von vielen Faktoren ab: 1. Zeit der Ankunft (bei Nacht ist ein Landgang nicht möglich). 2. Zeit der Abfahrt ( ist die Liegezeit zu kurz, darf man auch nicht raus). 3. Entfernung des Containerhafens von der Stadt (liegt der Frachthafen zu weit draußen, kann es sein, dass die Liegezeit im Hafen wieder zu kurz für Ausflüge ist). 

    In Le Havre blieben alle an Bord, in Vigo passt es nun. Nach ein paar Tagen auf See wäre es gut, festen Boden zu spüren und längere Strecken zu laufen, ohne im Kreis zu gehen. Eine Runde auf dem Brückendeck sind für mich ca. 250 Meter, am Tag laufe ich drei Mal die acht Runden. Doch ganz sicher ist die Sache mit Vigo nicht. Erst heißt es, wir können, am Morgen dann, es geht doch nicht, und ein paar Stunden später kommt vom Kapitän persönlich die Ansage: Es geht an Land. Merke: häufiges Nachfragen lohnt sich. Nach den Formalitäten (Fotokopien der Pässe, Listeneintrag, Telefonnummernaustausch wandert unser Trupp durch den Hafen unter den erstaunten Blicken der Ladenden und der Fahrer. Im Hafen läuft niemand außer uns, alle sitzen sicher in ihren Fahrzeugen.

  • Sprache und Würde

    52° 27' 34'' N, 13° 18' 34'' E

     

    website blog 183

    Le Havre ist ein Film von Aki Kaurismäki aus dem Jahr 2011. In sehr stilisierten Bildern schildert er die Geschichte vom Schuhputzer Marcel Marx, der einem Flüchtlingsjungen aus Afrika hilft, zur Mutter nach London zu kommen. Ein humanistisches Märchen, in dem selbst der strenge Polizist am Ende den Jungen schützt. Film ist keine Realität, sagt Kaurismäki. Bei ihm tragen die Flüchtlinge ihre besten Sachen, als die Polizei den Container aufbricht, sprechen die kleinen Leute in gewählten Worten, sind Kulissen saubere, bis ins Kleinste ausgeklügelte Farbkompositionen.

    Was hat das mit Würde zu tun? Sprache und Bilder verleihen den Menschen Würde, geben ihnen zurück, was menschenunwürdige Bedingungen ihnen genommen haben. „Würde ist das, was uns als Menschen ausmacht.” Kaurismäki will nicht Menschen in ihrem Elend zeigen, sondern Menschlichkeit. Die Rückeroberung von Würde durch Sprache, nennt es der Hauptdarsteller.