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Sing mit in Wien
48° 12' 2'' N, 16° 22' 39''
Wien ist eine höfliche Stadt. „Seien Sie achtsam. Ein anderer könnte Ihren Platz dringender brauchen als Sie”, tönt es alle fünf Minuten aus den Lautsprechern in der Straßenbahn. Und tatsächlich stehen auch Menschen auf und bieten ihre Plätze an — häufig erkennbar Ausländer, häufig junge Leute. Die älteren Pärchen bleiben eher sitzen und regen sich über Ausländer auf. Leise, aber vernehmbar. Doch sie sind in der Minderheit in der Straßenbahn und in der Stadt der vielen Völker, der Jungen und Alten, der Touristen und Sänger in Gärten, Plätzen, Konzertsälen und Kirchen.
Zu Himmelfahrt sind internationale Amateurchöre zu Gast beim 30. Franz-Schubert-Chorwettbewerb und dazu über tausend Sängerinnen und Sänger aus aller Welt für das Mitsingkonzert des Berliner Rundfunkchors. Nach dem Erfolg dieser Konzerte in Berlin trifft man sich nun alle zwei Jahre auch in einer anderen europäischen Stadt. Die Karten sind schnell ausverkauft.
Ich singe nicht, höchstens zu Weihnachten oder beim Tanzen, da schmettere ich dann schon mal „It's raining men”, in Wien bin ich nur als Sängeranhang. Der Gatte probt, ich erkunde Wien. Schönbrunn im Sonnenschein. Ein Genussmarkt im Stadtpark. Ein Biergarten. Ein Café und noch ein Café. Kellner in schwarzen Anzügen, bei deren Anblick ich sofort das Gefühl bekomme, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Doch eine Melange und eine Waldviertler Mohntorte bekomme ich trotzdem. Mit Schlag.
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Fremde
52°31'22''N,13°23'18''E
The Music of Strangers (Morgan Neville) ist eindeutig einer der Höhepunkte des Festivals. Der Cellist Yo-Yo Ma, seit frühester Jugend als Wunderkind gefeiert, gründete 2000 das Silk Road Project, lud Musiker aus aller Welt ein, um die Musik der anderen kennenzulernen, sich auszutauschen und zusammen zu musizieren.
Der Dokumentarfilm im Berlinale Special skizziert kurz den Weg dahin und porträtiert vier der circa 60 Musiker, die in wechselnder Besetzung das Silk Road Ensemble bilden. Es ist die Suche nach Verbindung der Kulturen. Der Syrer Kinan Azmeh musiziert mit Kindern in einem syrischen Flüchtlingslager. Die Chinesin Wu Man besucht Musiker in einem chinesischen Dorf. Der Iraner Kayhan Kalhor, ein Meister auf eine alten persischen Instrument, kann seine Heimat nicht betreten. Die Spanierin Cristina Pato pflegt das Spiel auf dem galizischen Dudelsack und schreibt Lieder für die demenzkranke Mutter.